Montabaur/Limburg, 14. November 2013.
Am
12. November veranstalteten der Caritasverband für die Diözese Limburg und der Caritasverband
Westerwald-Rhein-Lahn im Kath. Pfarrzentrum Forum St. Peter in Montabaur das
Caritas-Forum zum Thema demografischer Wandel. Die gesellschaftlichen Veränderungen
der Zukunft sind zurzeit allgegenwärtiger Megatrend. Der Wandel wird besonders
stark die ländlichen Regionen treffen. Im Jahre 2060 werden in Rheinland-Pfalz ca.
15% der Menschen über 80 Jahre alt sein, aber auch nur noch 15% unter 20 Jahre
jung, führte Caritasdirektor Frank
Keßler
-Weiß in
seiner Begrüßung aus. Die Konzentration hin zu den städtischen Ballungsgebieten
wird zum Ausbluten kleiner ländlicher Gemeinden führen. Wie meistern wir diese
Herausforderung?
Monika
Kleiser
,
Entwicklungspromotorin für das Kloster Heiligkreuztal, stellt sich von Berufs
wegen den Fragen der Gemeinde- und Regionalentwicklung im ländlichen Raum. Sie
referierte über die Auswirkungen des demografischen Wandels für die ländliche
Region. Auch
Kleiser
stellte zunächst fest, dass nach
allen demografischen Studien der Abwanderungssaldo für die ländlichen Regionen
in Zukunft negativ sein wird. Sinkende Einwohnerzahlen und Überalterung werden
die Folge sein.
Diese Tatsache erfordert zunächst, die
Attraktivität des Wohnens in ländlichen Regionen zu steigern. Dazu gehören
selbstverständlich harte Standortfaktoren wie Arbeitsplätze und gute
Infrastruktur. Aber auch die weichen Standortfaktoren wie Bildung, Natur und
Kultur müssen in der öffentlichen Darstellung herausgehoben und betont werden.
Wertschöpfung kann sich in der Gesellschaft der Zukunft nicht allein am
Bruttoinlandsprodukt messen, sondern muss Größen wie Umwelt, natürliche
Ressourcen, Lebensqualität und Stärke des Ehrenamtes in die Bewertung
einbeziehen.
Anhand mehrerer Beispiele aus
verschiedenen Bundesländern zeigte
Kleiser
auf, wie
durch bürgerschaftliches ehrenamtliches Engagement ein lebenswertes Umfeld
geschaffen werden kann, in dem auch alte Menschen ohne Verlust ihres gewohnten
Umfeldes bis ins hohe Alter leben können. Solche Beispiele können helfen,
Handlungsstrategien für Bürger, Kommunen, Kirche und Caritas zu entwickeln.
Die Menschen müssen zu aktiven
Gestaltern ihrer Lebensräume werden. Dort, wo verwandtschaftliche Beziehungen
aufgrund demografischer Veränderungen wegfallen, muss bürgerschaftliches
Engagement an deren Stelle treten. Beispielhaft stellte die Referentin das
Projekt „
Zeitbank
+“ vor, die „Bürgergemeinschaft
e.V.“ in
Eichstetten
und das Projekt „DORV Zentrum
e.V.“ in Jülich. Weitere Informationen gibt es unter
www.spes.de
und
www.dorv.de
Allen erfolgreichen Projekten
gemeinsam ist zunächst eine hohe Bereitschaft der Bürger, sich ehrenamtlich zum
Wohle der Gemeinschaft einzusetzen, wohl wissend, dass die erbrachte Leistung
irgendwann auch „zurückkommt“. Neue, alternative Wohnformen werden dort
umgesetzt, was auf die Dauer auch eine Flexibilisierung der gesetzlichen
Regelungen erforderlich machen wird. Regionale Strukturen müssen verstärkt und
genutzt werden, um den Bürgern - gleich welchen Alters - eine kommunikative und
selbständige Existenz in der Gemeinschaft zu ermöglichen.
In dieser Situation dürfen sich Kirche
und Caritas nicht zurückziehen, sondern müssen aktiv als Motoren der
gesellschaftlichen Veränderung helfen und wirken. Caritas muss die Menschen auf
ihrer Suche begleiten. Kirchliche Netzwerke sind dabei von entscheidender
Bedeutung für das Gelingen.
„Mit unserem Anspruch, für die
Menschen da zu sein, wollen wir als Caritas mit unserem Netz aus organisierten
Ehren- und Hauptamtlichen vor Ort ansprechbar sein und uns an der
Verwirklichung neuer Ideen konstruktiv beteiligen. Wir freuen uns auf den Dialog
und Bündnisse mit Kommunen, Kirchengemeinden und Vereinen“, betonte
Keßler
-Weiß.