Montabaur.
„Doch eigentlich sollte es bei dir gar keine Armen geben; denn der Herr wird
dich reich segnen in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt
und das du in Besitz nimmst“ (
Dtn
15,4). Mit diesem
Bibelzitat eröffnete Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß die Veranstaltung des
Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn „Armut macht krank und krank macht arm“.
In einem reichen Land wie Deutschland
ist es ein Skandal, dass etwa 16% Menschen von Armut bedroht sind. Diesem Thema
und den Folgen für die Gesellschaft widmet sich die Jahreskampagne der Caritas
deutschlandweit. Keßler-Weiß: „In unseren Diensten erscheinen immer mehr
Menschen mit immer komplexeren Problemen. Caritas muss hier als Anwalt,
Dienstleister und Solidaritätsstifter auftreten.“ Beraterinnen aus der Sozial-,
Migrations- und Kurberatung berichteten aus ihrer Arbeit über den Zusammenhang von
Armut und Krankheit. Sie machten deutlich, wie schwer es oft ist, einen Ausweg
aus schwierigen Lebenssituationen zu finden.
Als Hauptreferent war Prof. Dr. med.
Trabert
von der Hochschule
RheinMain
in Wiesbaden, der selbst als Arzt mit Wohnungslosen arbeitet. Er betonte in
seinem Vortrag, dass Armut nicht nur finanziell zu sehen ist, sondern viel
weiter reicht. „Wohnen, Bildung, Arbeit, Einkommen und die Versorgung mit
technischer und sozialer Infrastruktur spielen eine große Rolle für die selbstbestimmte
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“ Die Verteilungsstrukturen von Vermögen sind
zu überdenken, wichtiger noch ist aber der Umgang mit Menschen. Wertschätzung
und soziale Anerkennung sind für Gesundheit und Lebenserwartung von eminenter
Bedeutung, wie neuere Sozialstudien zeigen. Skurriles Beispiel:
Oskar-Preisträger leben länger.
Armut macht krank: Das ist nicht nur
ein Slogan, sondern eine Tatsache. Arme Patienten sparen an ihrer
gesundheitlichen Versorgung, weil sie die dafür erforderlichen Beträge nicht
aufbringen können. Krankheiten werden verschleppt und dadurch oftmals chronisch.
Der schlechte Gesundheitszustand verstetigt sich. Damit werden Wege aus der
Armut erschwert oder unmöglich gemacht.
Derartige Teufelskreise zu
unterbrechen, daran arbeitet Caritas mit einer Vielzahl von niedrigschwelligen
Beratungsangeboten. Sozialberatung, Schuldnerberatung, Schwangeren-beratung,
Migrationsberatung und andere Dienste bringen den Menschen Aufmerksamkeit,
Anerkennung und Wertschätzung entgegen, nehmen sie in ihren Nöten an und
leisten vielfältige Hilfestellung.