Mit wenigen Handgriffen befüllt der Clown die länglichen Gummischnüre mit Luft, zieht gekonnt an der einen und zwirbelt an der anderen Seite - und siehe da: Nach nur wenigen Sekunden präsentiert er seinem überraschten Publikum einen kleinen Luftballon-Hund. Beim Anblick des Gummitieres huscht einer Dame ein Lächeln übers Gesicht. Kaum sichtbar. Und doch ist dies der Moment, in dem auch Clown Schmitzi zufrieden drein schaut. Dass sich das Publikum nicht die Bäuche hält vor Lachen und auch der tosende Applaus ausbleibt, daran ist der Clown gewöhnt. Darum geht es ihm auch gar nicht. Ihm reicht eine kleine Reaktion, eine manchmal winzige Gefühlsregung. Kann er diese seinem Publikum entlocken, dann ist Schmitzi der glücklichste Clown der Welt. Sein Zuhause ist nicht etwa die Zirkusmanege, und seine Zuschauer sitzen auch nicht mit Popcorn und Cola in der Loge. Wenn Schmitzi seine Bühne betritt, ist er zu Gast bei Kindern im Krankenhaus oder - wie in diesem Fall - bei an Demenz erkrankten Menschen im Seniorenheim.
Schmitzi heißt im wahren Leben Jürgen Schmitzer, kommt aus Hambach und ist ein sogenannter Klinikclown. Einer jenen Spaßmacher, die mit ihrer Clownerie etwas bunte Abwechslung in den Alltag von Krankenhäusern oder Seniorenheimen bringen. Seit Neuestem gehört nun auch das Caritas-Altenzentrum St. Josef in Arzbach zu den "Manegen", in denen Schmitzi seine Späße treibt. "Wir hatten schon die ganze Zeit nach einem zusätzlichen neuen Angebot für unsere Bewohner gesucht", erklärt Einrichtungsleiterin Rita Schlageter. Über mehrere Umwege wurde man auf "Schmitzi den Clown" aufmerksam, der bereits regelmäßiger Gast im Senioren-Centrum Katzenelnbogen, im AWO-Seniorenzentrum in Diez sowie im Seniorenpark Carpe Diem in Niederselters ist. Nach einem persönlichen Vorstellungsgespräch folgte schließlich der Praxistest: Bei der monatlichen Geburtstagsfeier im St.-Josef-Haus hatte der Clown seinen Probeauftritt. "Schmitzi wurde von unserer Bewohner sofort ganz toll aufgenommen", sagt Rita Schlageter und betont, dass insbesondere auch die an Demenz erkrankten Bewohner total begeistert waren. "Viele fühlten sich sofort an früher erinnert, als noch regelmäßig der Zirkus in die Stadt kam, und erzählten von ihren Erlebnissen mit dem Zirkus und mit Clowns", so die Einrichtungsleiterin. Seit dieser gelungenen Premiere ist Schmitzi ein fester Bestandteil im Beschäftigungsangebot für die Heimbewohner in Arzbach. Zweimal im Monat für jeweils rund eineinhalb Stunden stattet Schmitzi dem Caritas-Altenzentrum in der Kemmenauer Straße 12 seinen Besuch ab, dreht seine Runden durchs Haus und bringt so zusätzlich jede Menge Spaß in den Alltag der Bewohner.
2002 sah Jürgen Schmitzer eine Fernsehreportage über Klinikclowns. Seitdem ließ das Thema den gelernten Schreiner nicht mehr los. Schließlich absolvierte er an der Akademie Klaus-Peter Wick im baden-württembergischen Bühl die Ausbildung zum Clown-Doktor. Es folgten erste Gehversuche als Klinikclown in der Helios-Klinik in Diez, einer Fachklinik für Psychotraumatologie, sowie 2004/2005 eine Fortbildung an der staatlich anerkannten "Schule für Clowns" in Mainz. Mittlerweile ist Schmitzi regelmäßiger Gast in verschiedenen Kliniken und Altenzentren der Region. Aber auch Kinderprogramme, Walkacts, Luftballonmodellage, Clownworkshops für Kinder und Auftritte bei Kindergeburtstagen gehören zum Programm des 54-jährigen Hambachers. Die Frage, wer denn nun das dankbarere Publikum sei - Kinder oder Senioren -, scheut der Clown, gibt dann aber zu: "Kinder sind zweifelsohne anstrengender, sie hinterfragen alles und sind ehrlicher - auch mit Kritik."
"Die Auftritte bei älteren Menschen, insbesondere bei Demenzkranken, sind immer etwas besonderes", erklärt Jürgen Schmitzer. Dabei ginge es nicht in erster Linie darum, das Publikum zum Lachen zu bringen, sondern zum Beispiel einfach nur Erinnerungen zu wecken bei den Menschen. "Gerade bei Demenzkranken kann ich über die Clownrolle einen ganz anderen Kontakt herstellen", so der zweifache Familienvater. Die rote Nase öffnet ihm dabei viele Türen: "Sie ist die kleinste Maske der Welt", sagt Schmitzer. Wenn er sie aufsetzt, wird aus Jürgen Schmitzer Schmitzi. "Mit der Nase ist (fast) alles erlaubt. Als Schmitzi brauche ich keine Distanz zu den Menschen halten", erklärt der Klinikclown, der zwar auch feste Programmteile hat, oft aber einfach improvisiert. "Das mache ich von der Stimmung und von den Reaktionen des Publikums abhängig."
Rita Schlageter hat sichtlich ihre Freude an dem Gast mit der roten Nase in ihrem Altenzentrum. Und das nicht nur, weil die Einrichtungsleiterin selbst ein Clown-Fan ist: "Vielen der Bewohner ist es sofort positiv anzumerken, wenn Schmitzi im Haus unterwegs ist. Der Clown gibt den Bewohnern die Möglichkeit, auch mal aus der Normalität auszubrechen und entsprechend Spaß zu haben", sagt Schlageter und betont: "Außerdem ist Lachen bekanntlich die beste Medizin!"
- Weitere Infos
Caritas-Altenzentrum St. Josef
Kemmenauer Straße 12
56337 Arzbach
Telefon (02603) 93 91 -0
E-Mail: az.st.josef@cv-ww-rl.de