Es ist 14.17 Uhr am Samstagmittag, als in Montabaur die Sirenen aufheulen. Über Funk kommt die Meldung: Brand in den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn in der Warthestraße 21 in Montabaur. Nur Minuten nach dem Funkspruch stoppen die ersten Einsatzfahrzeuge vor der Einrichtung. Feuerwehrleute in voller Montur springen aus den Fahrzeugen heraus; während einige von ihnen sofort damit beginnen, die Gerätschaften und Schläuche vorzubereiten, gehen andere Richtung Gebäude, um sich einen ersten Eindruck von der Lage zu verschaffen. Auf der hinteren Seite der Werkstätten steigt deutlich Rauch auf, vorne am Haupteingang steht Betriebsleiter Martin Sobotta und berichtet: "Es brennt im unteren und mittleren Geschoss, überall ist Rauch, wir vermissen 17 Personen, die noch im Gebäude sein müssen." Der Feuerwehrmann gibt die Informationen sofort an die Kollegen weiter. Minuten später wimmelt es nur so von Einsatzfahrzeugen und Feuerwehrleuten rund um das Gelände der Caritas-Werkstätten. Plötzlich schallt vom Dach des Hauses ein Hilferufe hinunter zu Straße... Ein Szenario, dass auf den ersten Blick bedrohlich wirkt. Auf den zweiten Blick allerdings kann zum Glück Entwarnung gegeben werden: Alles nur eine Übung!
Insgesamt neun Freiwillige Feuerwehren aus der Verbandsgemeinde Montabaur probten am Wochenende an den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn für den Ernstfall. Die mehr als 80 Brandschützer, die dabei im Einsatz waren, kamen aus Montabaur, Horressen, Elgendorf, Eschelbach, Niederelbert, Oberelbert, Heiligenroth, Ruppach-Goldhausen und Nentershausen. Die Rolle der insgesamt 17 im Gebäude "vermissten Personen", die gerettet werden mussten, übernahmen Kollegen der benachbarten Feuerwehren aus Dernbach, Wirges und Ransbach-Baumbach sowie drei Dummies.
"Interne Übungen mit Feueralarm finden bei uns regelmäßig ein- bis zweimal pro Jahr statt", erklärte Betriebsleiter Martin Sobotta, "die letzte Übung in dieser Größenordnung liegt allerdings schon rund fünf Jahre zurück". Daher fragte die Caritas auch bei der Feuerwehr an, ob man eine solche Aktion nicht noch mal wiederholen wolle. Für die Feuerwehr sind solche Übungen natürlich immens wichtig, hier werden unter möglichst realen Bedingungen verschiedenste Abläufe trainiert. Außerdem können sich die Einsatzkräfte ein Bild von der Einrichtung machen und sind so besser vorbereitet, wenn es dort wirklich mal zu einem Ernstfall kommen sollte. So etwa wurde am Samstag unter anderem die Rettung eines Rollstuhlfahrers per Drehleiter vom Dach des Gebäudes, wo sich eine der Sammelstellen für den Brandfall befindet, simuliert. Aber auch für die Caritas-Werkstätten kann eine solche Übung durchaus wichtige Erkenntnisse bringen. "Bei der Übung vor fünf Jahren stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Rettung eines Rollstuhlfahrers über die Dachterrasse nur sehr erschwert möglich war. Im Anschluss wurde der Mangel dann sofort behoben", berichtete Helmut Reimann, der bei der Caritas für die Arbeitssicherheit zuständig ist. Auch dieses Mal gab es den einen oder anderen Punkt, der in der anschließenden Nachbesprechung mit allen Beteiligten angesprochen wurde und künftig verbessert werden soll.
Insgesamt lief der Einsatz aber gut ab. Schließlich konnte die Einsatzleitung gegen 16 Uhr die erfreuliche Mitteilung machen: Alle vermissten Personen sind gerettet, die Lage ist unter Kontrolle. Auch wenn es zum Glück nur eine Übung war, sorgt die Nachricht für zufriedene Gesichter bei allen Einsatzkräften. Die zweite gute Nachricht des Nachmittages kam dann von Betriebsleiter Martin Sobotta: Er lud alle Beteiligten nach erfolgreicher Übung noch in den Speisesaal der Caritas-Werkstätten ein, wo Küchenchef Jörg Mückschel leckeren Spiesbraten und Kartoffelsalat für Retter wie Gerettete vorbereitet hatte.