Die Situation von Flüchtlingsfamilien lautete der Titel einer Informationsveranstaltung, zu der die Katharina Kasper Stiftung Dernbach in Kooperation mit der Katholischen Familienbildungsstätte Westerwald-Rhein-Lahn kürzlich nach Dernbach eingeladen hatte. Dazu konnte Dr. Ursula Rieke, Vorstand und ärztliche Leitung der Katharina Kasper Stiftung, nicht nur zahlreiche Interessierte begrüßen, sondern auch die beiden Referentinnen Sabine Prothmann-Vollet und Margot Rube von der Migrations- bzw. Schwangerenberatung des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, die über die Situation von Flüchtlingsfamilien allgemein, aber insbesondere auch in der hiesigen Region berichteten.
Wie die Zuhörer in Dernbach erfuhren, machen Kinder weltweit die Hälfte aller Menschen auf der Flucht aus. Sie riskieren den Hitzetod in der Wüste, das Ertrinken im Mittelmeer und beschwerliche Landrouten mit unwägbaren Zwischenstopps. Der Anteil der Syrer betrug im Jahr 2015 35,9 Prozent, gefolgt von 12,2 Prozent aus Albanien und dann aus dem Kosovo, Afghanistan und verschiedenen afrikanischen Ländern. Gerade bei letzteren ist der Anteil der Analphabeten sehr hoch und je nach Region der Anteil der Menschen muslimischen Glaubens.
"Politische Verfolgung, öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen, Vergewaltigungen, Genitalverstümmelungen - mit diesen traumatischen Erlebnissen kommen die Menschen hierher", erläuterte Sabine Prothmann-Vollet und wies darauf hin, das rund 4,8 Prozent der Asylsuchenden, die in Deutschland ankommen, aufgrund des "Königssteiner Schlüssels" nach Rheinland-Pfalz verteilt werden. Von diesen wiederum werden fünf Prozent auf den Westerwaldkreis verteilt. Im Westerwaldkreis gibt es keine Massenunterkünfte, sondern überschaubare Wohneinheiten, die von den Verbandsgemeinden organisiert und ausgestattet werden. In eindrucksvoller bedrückender Weise schilderte Prothmann-Vollet den Ablauf des Asylverfahrens, die verschiedenen Stufen der Anerkennung und die immensen Zeiten des Wartens und Verunsicherung zwischen drei Monaten und mehreren Jahren. In dieser Zeit begleitet und beraten die Mitarbeiter der Caritas zum Teil unter Einbeziehung eines Rechtsanwaltes bei den Modalitäten der Antragstellung und Teilnahme an den Befragungen. Gerade für Schwangere und Eltern kleiner Kinder ergeben sich durch erschwerte Anreisebedingungen, hohe Kosten kaum zumutbare Härten, die nur durch spezielle Hilfsangebote (aus dem bischöflichen Hilfsfonds oder der Bundesstiftung Mutter und Kind) abgefedert werden können.
Neben der finanziellen Bedarfe sind nach Aussagen der Sozialarbeiterinnen der Caritas die Verständigungsprobleme und die mangelnden Sprachförderangebote, die kulturell bedingten Anforderungen und Kommunikationsprobleme und die vielfältigen gesundheitlichen Probleme. Hürden der Bürokratie, Notwendigkeit von Bescheinigungen, lange Wartezeiten erschweren den haupt- wie ehrenamtlichen Helfern die Arbeit mit den Flüchtlingen. Dennoch wurde die ehrenamtliche Arbeit im Westerwald als außergewöhnlich engagiert gelobt und es wurde auf Supervisions- und Schulungsangebote für Ehrenamtliche verwiesen.
Quelle: www.katharina-kasper-stiftung.de