Multikulturelles Erinnerungsfoto im Anziehpunkt Lahnstein: Leiterin Antje Fleckenstein (2. von rechts) und Gemeindecaritas-Referent Rainer Lehmer (3. von links) mit den Ehrenamtlichen (von links) Petros Mohammad, Vasyl Tsiurupa, Nina Kovelenko und Sherin Hadji.Holger Pöritzsch
Der Internationale Tag des Ehrenamtes, der jedes Jahr am 5. Dezember begangen wird, erinnert daran, wie unverzichtbar freiwilliges Engagement für unsere Gesellschaft ist. Der Gedenktag wurde 1985 von den Vereinten Nationen (UN) ins Leben gerufen und würdigt Menschen weltweit, die sich freiwillig für andere einsetzen. In Deutschland engagieren sich laut aktuellem Freiwilligensurvey (FWS) rund 29 Millionen Menschen für das Gemeinwohl - in Vereinen, Hilfsorganisationen, Kirchengemeinden, sozialen Einrichtungen oder in der Nachbarschaftshilfe. Sie stiften Gemeinschaft, geben Halt und leisten tagtäglich einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
Auch die Arbeit der Caritas im Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis wäre ohne das Engagement vieler Ehrenamtlicher nicht denkbar. "Ehrenamtliches Engagement ist und bleibt unersetzlich, denn es schafft eine Nähe zu den Menschen vor Ort, die hauptamtliche Arbeit nur schwer leisten kann", sagt Rainer Lehmler, seit 2012 Referent für Gemeindecaritas beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und erster Ansprechpartner für die aktuell rund 250 freiwillig Engagierten im Verband.
Wie bereichernd und verbindend ehrenamtliches Engagement wirken kann, zeigt ein Blick in die Caritas-Anziehpunkte in Lahnstein und Montabaur. Dort treffen täglich Menschen unterschiedlichster Herkunft aufeinander - beim Sortieren, Falten, Beraten und Verkaufen, aber vor allem im gemeinsamen Miteinander.
Im Anziehpunkt Lahnstein wird Integration spürbar gelebt. Unter den rund 50 Ehrenamtlichen stammen viele aus Ländern wie der Ukraine, Syrien, Russland, Kasachstan, dem Iran oder Afghanistan. Gemeinsam mit deutschen Kolleginnen und Kollegen bilden sie ein Team, das nicht nur Kleidung und Haushaltswaren sortiert, sondern eine offene und herzliche Atmosphäre schafft.
"Einige der Ehrenamtlichen kamen als Kundin oder Kunde, andere über unsere Beratungsdienste - und manche standen einfach im Laden und fragten, ob sie helfen dürfen", erzählt Antje Fleckenstein, Leiterin des Anziehpunkts in der Adolfstraße 51. Sie führt den Laden seit 2022 und schätzt die Vielfalt ihres Teams sehr: "Alle bringen interessante Lebensgeschichten mit. Es ist spannend, die unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen. Das gibt mir auch persönlich sehr viel."
Die Geschichten der Ehrenamtlichen zeigen eindrucksvoll, wie sehr das Ehrenamt Türen öffnet. So liebt Sherin Hadji aus Syrien es, Menschen zu helfen - und das zeigt sie täglich beim Sortieren von Spenden. Vasyl Tsiurupa aus Odessa in der Ukraine, kümmert sich vor allem um die Annahme der Spenden: "Die Arbeit macht sehr viel Spaß, ich habe schon viele tolle Menschen kennengelernt." Auch Nina Kovelenko aus Poltawa/Ukraine hilft seit mehreren Jahren tatkräftig im Anziehpunkt mit, genießt den Kontakt zu Kundinnen und Kunden - und verbessert nebenbei ihre Sprachkenntnisse.
Wie wichtig Sprache, Teilhabe und Gemeinschaft für Integration sind, weiß auch Petros Mohammad aus dem Iran, der bereits in Flüchtlingslagern in Griechenland und Trier geholfen hat. "Im Iran gibt es das Ehrenamt so nicht. Ich finde es toll und helfe gerne."
Die verschiedenen Kulturen bereichern den Alltag im Anziehpunkt spürbar. "Die unterschiedlichen Kulturen beleben das Team", sagt Fleckenstein. Das merken auch die Kundinnen und Kunden, die regelmäßig vorbeischauen - nicht nur wegen der günstigen Kleidung, sondern auch wegen der freundlichen Worte und dem herzlichen Lächeln.
Auch im Anziehpunkt Montabaur engagieren sich Menschen aus anderen Ländern. Dort unterstützt etwa zwei junge Frauen aus dem Sudan und dem Libanon das Team rund um Leiterin Vera Zimmermann. "Wir sind ein Ort, an dem jeder willkommen ist - nicht nur beim Einkauf, sondern auch im Ehrenamt", so Zimmermann.
Für Rainer Lehmler ist genau das gelebte christliche Sozialarbeit: "Ehrenamtliches Engagement schafft Nähe zum Menschen - und Integration geschieht nicht abstrakt, sondern im direkten Miteinander." Auch in vielen weiteren Bereichen leisten die Ehrenamtlichen des Caritasverbandes wertvolle Arbeit. Sie organisieren und begleiten Gottesdienste und andere Aktionen im Bereich der Behindertenhilfe, bieten Betreuungsangebote wie Sitztanz und Spielkreise in den Altenzentren an oder richten Veranstaltungen aus - etwa das beliebte Sonntagskaffee in Lahnstein. Ebenso wären die Caritas-Sozialsprechstunden in Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach ohne ehrenamtliches Engagement undenkbar, genauso wie die Anziehpunkte in Montabaur und Lahnstein.
Die Möglichkeiten, sich für die Gemeinschaft und seine Mitmenschen einzusetzen, sind vielfältig. Genau darauf möchte Rainer Lehmler aufmerksam machen, der regelmäßig Angebote, Treffen und spirituelle Einkehrtage für die Ehrenamtlichen organisiert und zusammen mit den Aktiven der CKD (Caritas-Konferenzen Deutschland e. V.) zudem Infoveranstaltungen, Fortbildungen und CKD-Ehrenamtstreffen begleitet.
- Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn wirbt aktuell mit einer Kampagne unter dem Motto "Gemeinsam Gutes bewegen - MITMACHER*IN gesucht" für das Ehrenamt. Wer sich selbst ehrenamtlich engagieren oder mehr rund ums Ehrenamt erfahren möchte, erhält alle Informationen bei Rainer Lehmler, Referent Gemeindecaritas unter Telefon 02602/160669 oder per E-Mail an rainer.lehmler@cv-ww-rl.de.