Flaggen mit Caritas-Emblem und das gut bekannte weiße Auto mit dem roten Flammenkreuz der Caritas begrüßten schon von weitem die Gäste: Die Caritas-Vorstände Stefanie Krones und Frank Keßler-Weiß konnten unter anderem Diözesancaritasdirektor Jörg Klärner aus Limburg begrüßen, ebenso Landrat Jörg Denninghoff und Bürgermeister Adalbert Dornbusch. Abteilungsleiterin Claudia Brockers und die beiden Pflegedienstleiterinnen der Sozialstation, Katharina Minor und Michaela Salziger, zeigten sich erfreut darüber, dass vor allem zahlreiche Patientinnen und Patienten mit ihren Angehörigen erschienen waren und viele Pflegekräfte, die zum Teil erst nach Beendigung ihrer täglichen Pflegedienst-Tour zum Jubiläumsfest hinzukommen konnten.
Ein Wortgottesdienst unter der Leitung von Pfarrer Julien Kita in der Kirche St. Barbara eröffnete den Nachmittag. Mitgestaltet von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas selbst, gingen Gebete und Gesänge richtig zu Herzen, vor allem der Liedbeitrag von Kollegin SimoneSteffen-Krech. Da musste sich die eine oder andere Kollegin eine Träne aus dem Auge wischen.
Auch beim anschließenden Empfang und Beisammensein im Gemeindezentrum St. Barbara blieb kein Auge trocken. Auf den von vielen erwarteten Grußwortmarathon wurde gerne verzichtet. Stattdessen beleuchtete ein Trio aus Claudia Brockers, Jörg Klärner und Stefanie Krones in einem launigen und unterhaltsamen Vortrag 50 Jahre ambulante Pflege in der Sozialstation Lahnstein-Braubach. "Die Pflegerinnen und Pfleger der ambulanten Dienste sind die stillen Held:innen der Nation!" sagte Stefanie Krones. Sie verwies auf über 300 Menschen, die im Caritasverband in der ambulanten Pflege arbeiten und mit 220 weißen Autos tagtäglich bei jedem Wind und Wetter schon morgens früh ab sechs Uhr auf den Straßen unterwegs zu den Menschen und ihren Familien sind. "Wenn keiner mehr durchkommt, dann sind wir da," heißt es in der ambulanten Pflege. Jörg Klärner formulierte es so: "Wir machen uns auf den Weg zu Ihnen, damit Sie nicht rausmüssen!"
So gibt es nun in ganz Deutschland mittlerweile über 1.060 Caritas-Sozialstationen mit etwa 43.400 Mitarbeitenden (Stand: 31.12.2018). Die allererste Sozialstation in Deutschland wurde bereits 1970 gegründet - in Mainz. Die Sozialstation Lahnstein-Braubach war 1972 die zweite Station bundesweit. Eine Vorreiterstellung hatte der damalige Caritasverband Rhein-Lahn damit übernommen.
Das Vortragsterzett gab natürlich auch einen Rückblick auf längst vergangene Zeiten zum Besten. War früher wirklich alles besser? Nein, es war nur anders. Mit Freude und Vergnügen betrachteten die Gäste Fotos aus früheren Zeiten; Zeiten, an die sich die meisten noch gut erinnern konnten. Bilder von VW-Käfer und Ordens- oder Schwesterntrachten riefen Erinnerungen wach. Wenn früher der damalige Diözesanbischof Kamphaus zu seinem jährlichen Besuch der Sozialstation Lahnstein-Braubach kam, wurden alle Termine abgesagt, um in froher Runde gemeinsam mit dem Bischof zu frühstücken - heutzutage undenkbar! Es mögen sich die Technik, die Autos, die Menschen verändert haben, eines ist gleichgeblieben: Die unbedingte und zuverlässige Hinwendung zum Nächsten, die die Pflegekräfte in der ambulanten Pflege antreibt. Und neben der Freude an ihrer Aufgabe ist noch eines unverändert geblieben: Wer, so lautete die Frage des Trios an die Gäste, ist der beste und treueste Freund der Altenpflegerin? Antwort: Das kleine weiße Auto natürlich!
Zum Rückblick gehört auch der Ausblick: Wohin wird sich die ambulante Pflege in Deutschland entwickeln? Lustige Cartoons mit zeichnerischen humorvollen Antwortversuchen sorgten für Heiterkeit, brachten es aber auch auf den Punkt. Die Digitalisierung wird ein Schwerpunkt der Entwicklungen sein, aber auch die künftige Gewinnung von Menschen, die sich in der Pflege engagieren möchten, aus der Region und auch international. Die Sozialstation bildet künftig auch junge Menschen aus Marokko zu Pflegefachkräften aus. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn hat kürzlich ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt namens "Pflege ganz aktiv" auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, die ambulante Pflege zukunftsfest weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, die bei ihrer Sozialstation Zeit buchen und selbst bestimmen können, wie sie in dieser Zeit unterstützt werden möchten. Und die Pflegekräfte werden fachlich viel selbständiger als heute in kleinen selbstverantworteten Teams arbeiten die Netzwerke rund um den pflegebedürftigen Menschen und seine Familie stabilisieren. Die Pflege der Zukunft, so das Fazit, liegt in der Caring Community, in der Sorgenden Gemeinschaft.
Im Mittelpunkt des Jubiläumsfestes stand das Feiern und Zusammensein von Mitarbeitenden und Patient:innen. Die Sozialstation hatte das stadtbekannte Original und Unterhaltungstalent Karl Krämer aus Lahnstein engagieren können. Mit dem Akkordeon und einem unerschöpflichen Repertoire an Liedern und Melodien verbreitete der Musikant beste Stimmung. Da war nach dem Abendessen noch lang noch nicht Schluss!