Lennart Graupner (rechts) fotografiert einen Kolben, den Firmenchef Christian Spiekermann anschließend zum Verkauf anbietet.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V./Dagmar Theis
"Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen!” Unter diesem Motto verweist die Caritas im Rahmen ihrer Jahreskampagne 2025 auf die Bedeutung geöffneter Türen für Menschen, die Unterstützung suchen. Viweca, die Integrationsabteilung der Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn, sieht sich ebenfalls seit mittlerweile mehr als 15 Jahren als Türöffner, um Menschen mit Behinderung Teilhabe am Arbeitsleben und berufliche Qualifizierung zu ermöglichen. "Das Jahresmotto des deutschen Caritasverbandes beschreibt ein wichtiges Kernelement unserer Leistungen", erläutert Dagmar Theis, Leiterin der Viweca. "Wir richten unsere Angebote seit langem konsequent darauf aus, Menschen mit Handicap professionell in Arbeit zu begleiten und sie bei der Teilhabe in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes zu unterstützen und zu qualifizieren."
Beispielhaft dafür steht der 25-jährige Lennart Graupner, der seit sechs Monaten bei Christian Spiekermann, einem Fachhändler für LANZ Bulldog-Traktoren in Hilgert tätig ist. Mit Unterstützung von Viweca gelang es ihm, ein reguläres Arbeitsverhältnis in der Verkaufs- und Reparaturwerkstatt aufzunehmen.
Der Weg in die Arbeitswelt verlief für den jungen Mann aus Höhr-Grenzhausen zunächst holprig. Eine Ausbildung kam für ihn nach Beendigung der Christiane-Herzog-Schule und der Berufsbildenden Schule des Heinrich-Hauses Neuwied aufgrund der damit verbundenen Anforderungen nicht infrage. Trotz zahlreicher Praktika fand er keinen Arbeitsplatz, obwohl er nur ein Ziel hatte: Eine "ganz normale" Arbeit aufzunehmen. Schließlich erhielt er im Frühjahr 2023 die Möglichkeit, an der individuellen betrieblichen Qualifizierung teilzunehmen. Viweca führt die sogenannte "Unterstützte Beschäftigung" seit mehr als 15 Jahren im Auftrag der Agentur für Arbeit durch. Ziel ist die betriebliche Qualifizierung am Arbeitsplatz und die anschließende Übernahme in einen festen Job. Nach der erfolgreichen Vermittlung erfolgt eine weiterführende Berufsbegleitung, um das Arbeitsverhältnis dauerhaft zu sichern.
"Lennart Graupner war von Beginn an absolut zuverlässig und hoch motiviert", erläutert Petra Zimmermann, Jobcoach von Viweca, die auf seinen Vorschlag hin Kontakt zu dem kleinen Betrieb in Hilgert aufnahm und ein längeres Praktikum akquirierte. Hier fühlte sich der junge Mann von Beginn an wohl. In seiner Freizeit kauft und verkauft er selbst alte Radios übers Internet.
Christian Spiekermann und sein Team reparieren alte LANZ Bulldogs, versenden Ersatzteile in die ganze Welt und handeln mit den Lieberhaberstücken. Der Inhaber war von Anfang an sehr offen für die "Unterstützte Beschäftigung" und nutzte die Zeit der betrieblichen Qualifizierung, um Lennart Graupner schließlich im Herbst 2024 in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Im Vorfeld wurden mit Hilfe von Viweca dauerhafte Zuschüsse beim Integrationsamt beantragt, die dem Arbeitgeber aufgrund der Leistungsdifferenz und des personellen Mehrbedarfs zustehen. Das Integrationsamt unterstützte zusätzlich bei der Anschaffung eines höhenverstellbaren Schreibtisches und eines ergonomischen Stuhls.
Mittlerweile hat sich ein fester Arabeitsplatz entwickelt: Lennart Graupner fotografiert Ersatzteile, stellt die Fotos in die Verkaufsplattform ein und pflegt Listen am Computer. Außerdem unterstützt er bei der Konfektionierung und Verpackung von Kleinteilen oder beim Versand der über 55.000 Ersatzteile, die jährlich von Hilgert in die ganze Welt verschickt werden.
Ein sogenannter Nischenarbeitsplatz entstand auf diesem Weg. Christian Spiekermann findet nur anerkennende Worte für Lennart Graupner, der bis heute noch an keinem Tag gefehlt hat. "Immer gut gelaunt, engagiert und zuverlässig bereichert er unser Team," stellt er fest. Lennart Graupner erwidert das Kompliment. Auch er fühle sich sehr wohl, da der Umgang miteinander immer wertschätzend und freundlich sei - auch in stressigen Zeiten!
Der junge Westerwälder steht für viele Menschen, die vom Viweca-Team bei der beruflichen Qualifizierung und der Suche nach einem passgenauen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt werden. Im Vordergrund stehen dabei immer die Wünsche, Fähigkeiten und Kompetenzen der jeweiligen Person. Dann folgen wohnortnahe Akquise des Platzes, Bewerbungstraining, praktische Arbeitserprobungen, Jobcoaching am Arbeitsplatz, Entwickeln von passgenauen Arbeitsplatzprofilen und die Kooperation mit dem externen Betrieb und dessen betrieblichem Mentor. Viweca-Leiterin Dagmar Theis informiert die Arbeitgeber parallel dazu über die finanziellen Vorteile der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und unterstützt bei Anträgen.
"Neben der ‚Unterstützten Beschäftigung‘, die sich an erwerbsfähige Menschen richtet, liegt ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit auf den Angeboten für Beschäftigte der Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn", ergänzt Dagmar Theis. Jeder Praktikumswunsch wird ernst genommen und gemeinsam mit der jeweiligen Person besprochen und weiterverfolgt. "Wir konnten so seit 2008 insgesamt 46 Werkstattbeschäftigte in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse im Rahmen des Budgets für Arbeit vermitteln," führt Theis weiter aus. Das sind Jobs, bei denen die Arbeitgeber dauerhafte Zuschüsse erhalten und die es Menschen mit Handicap ermöglichen, unabhängig und selbstständig für ihr Einkommen zu sorgen. Für diese Menschen gibt es ein Rückkehrrecht in den Caritas-Betrieb, was insbesondere Angehörigen von jungen Menschen mit Behinderung ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Theis erläutert die Zielgruppen der Viweca: Personen mit Vermittlungshemmnissen, langzeitarbeitslose Menschen und vor allem Menschen mit Behinderungen. Dabei handelt es sich um Schulabgängerinnen und Schulabgänger, aber auch um Menschen, die aufgrund psychischer Erkrankungen oder anderer Beeinträchtigungen schon länger nicht erwerbstätig sind.
"Die Berücksichtigung der individuellen Bedarfe und Interessen der Menschen, das Miteinander auf Augenhöhe sowie die vertrauensvolle Kooperation mit den externen Betrieben stehen immer an erster Stelle, um langfristige und nachhaltige Integration zu ermöglichen", beschreibt die Leiterin das Erfolgskonzept von Viweca. "Unser Ziel ist es, für möglichst viele Menschen, die sich flexible Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben wünschen, ein Türöffner zu sein und damit zu einem inklusiven Arbeitsmarkt beizutragen."
- Kontakt bei Fragen zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit Handicap: Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn, Arbeitsmarktintegration Viweca, Dagmar Theis, Telefon 0151/15142195, E-Mail dagmar.theis@cw-wwrl.de.