Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V./Coline Kappus
Kollege Roman Farzan aus Afghanistan ist das perfekte Beispiel für gelingende Migration. Voraussetzung dafür ist ein fester Wille des Menschen und eine gute Unterstützung. Roman Farzan ist mittlerweile als Praxisanleiter im Caritas-Altenzentrum St. Martin in Lahnstein beruflich tätig.
Roman Farzan kam im November 2015 aus Afghanistan nach Deutschland. Nach seiner Ankunft in Lahnstein erhielt er Unterstützung durch den dortigen Runden Tisch bei Behördengängen, Papierkram und vielem mehr. Nach Empfehlung seiner Flüchtlingshelferinnen und -helfer holte er dann die 9. und 10. Klasse nach und machte einen Schulabschluss; gleichzeitig lernte er die deutsche Sprache. "Der Weg zur Integration in Deutschland war schon sehr herausfordernd, vor allem sprachlich, aber mit der Hilfe meiner Sprachlehrer und Kollegen habe ich alle Hürden gemeistert", sagt Farzan heute über diese Zeit. Während der Schulzeit arbeitete er bereits in einem Minijob im Altenzentrum St. Martin, und zwar schon seit April 2017.
Gerne hätte Roman Farzan Informatik studiert, das sei auch heute noch ein heimlicher Wunsch, sagt er. Seine Aufenthaltsgenehmigung war aber an den Beginn einer Ausbildung geknüpft, so dass er sich einen Ausbildungsplatz suchte. Aufgrund seiner im Minijob gewonnenen Erfahrungen und seiner Erlebnisse in der Heimat entschied er sich für eine Ausbildung in der Pflege. Roman: "Meine Motivation, in den Pflegeberuf zu gehen, war stark von meiner persönlichen Erfahrung geprägt. Ich konnte meine Oma nicht pflegen und meiner Familie nicht helfen, weil ich sie in Afghanistan zurücklassen musste. So fühlte ich mich angesprochen, anderen Menschen durch meinen Beruf zu helfen."
Farzan absolvierte erfolgreich seine Ausbildung zum examinierten Altenpfleger. Er erhielt sofort einen Vollzeitvertrag im Caritas-Altenzentrum St. Martin in Lahnstein. Hochmotiviert betrieb er seine Weiterbildung zum Praxisanleiter. Farzan berichtet über seinen Berufsweg: "Während meiner Ausbildung habe ich in verschiedenen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Praktika gemacht und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Als Praxisanleiter bin ich heute verantwortlich für die Anleitung und Betreuung von deutschen und internationalen Auszubildenden, was ich als sehr bereichernd empfinde. Diese Arbeit ist wichtig, um die hohe Qualität der Pflege sicherzustellen und neue Fachkräfte zu fördern. In Zukunft möchte ich mich weiter fortbilden und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege beitragen. Meine Vision ist es, an der Integration von Migrantinnen und Migranten in die Pflegeberufe mitzuwirken und die Pflegebranche insgesamt zu stärken."
Der Weg war für Roman Farzan alles andere als einfach. Nach der Ankunft in Deutschland lebte er zunächst für anderthalb Monate in der Nähe von Siegen in einer Flüchtlingseinrichtung. Seine Familie hatte er in Afghanistan zurücklassen müssen, lediglich ein Cousin begleitete ihn auf der Flucht. Aus dieser Anfangszeit berichtet der junge Mann: "Wir lebten abgeschieden mitten im Wald, jeweils acht Menschen in einem Zimmer in Etagenbetten, und viele verschiedene Nationalitäten zusammen. Alles war mir fremd, und ich hatte viele Ängste und war sehr verunsichert. In dieser Abgeschiedenheit kam ich mir vor wie ein Gefangener. Immerhin fuhr einmal wöchentlich ein Bus in die Stadt zum Einkaufen, von 8 bis 16 Uhr. Aber der Bus wartete nie; man musste immer ganz pünktlich sein. Das war neu für mich."
Auf seinem Weg hat er viele Herausforderungen gemeistert: Angst vor Abschiebung und Ausweisung, Ausbildung und Spracherwerb und vieles mehr. Das alles führte ihn manchmal auch über seine Grenzen hinaus. Heute ist er zu Recht stolz auf das Geleistete. Und seine Erfolgsgeschichte geht weiter. Im diesem Jahr startet er in die Weiterbildung zur Wohnbereichsleitung, um später in einer Pflegeeinrichtung auch leitende Aufgaben wahrnehmen zu dürfen.
Auch privat ist Roman Farzan in Lahnstein glücklich geworden. Bei einer kulturellen Sitzung in Lahnstein lernte er Parima Salim Shah kennen, die ebenfalls aus Afghanistan stammt. Zuerst waren die beiden Freunde, dann wurde mehr daraus. Mittlerweile leben die beiden zusammen in Lahnstein. Nach ihren Erfahrungen ist das Leben hier in Deutschland ganz anders als in Afghanistan. Dort ist die Familie und die enge Beziehung zwischen den Menschen alles. Hier gehen viele Menschen ziemlich alleine ihren eigenen Weg. Doch Parima und Roman haben sich gefunden und gehen ihren Weg gemeinsam. Dabei haben sie viel Unterstützung und Hilfe erfahren und erleben das auch noch heute. Parima Salim Shah hat auch den Weg ins Altenzentrum St. Martin gefunden: zunächst arbeitete sie in der Hauswirtschaft und jetzt, nachdem sie die Ausbildung zur Betreuungskraft abgeschlossen hat, in der Sozialbetreuung. Das empfindet Roman Farzan so: "Ich bin dankbar für all die Unterstützung, die wir auf unserem Weg erhalten haben, und freue mich auf die weiteren Herausforderungen und Möglichkeiten in meinem Beruf und unserem Leben."