Im Rahmen der Geburtstagsfeier der Caritas-Werkstätten Westerwald-.Rhein-Lahn wurden den Gästen unter anderem auch entsprechende Arbeitshilfen vorgestellt. Hier lässt sich die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Geschäftsführer Armin Gutwald (links) und Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß (rechts) die x.hand zeigen. Die x.hand ist eine Arbeitshilfe im Bereich der adaptiven Arbeitsplatzgestaltung, die die Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung verbessert und sie in ihrer Motorik unterstützt.
Unter dem Motto "Perspektive Inklusion - Teilhabe am Arbeitsleben heute und in Zukunft" waren kürzlich zahlreiche Gäste der Einladung der Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn gefolgt, um in der gerade fertig gestellten Lagerhalle am Standort Montabaur einen kurzweiligen wie informativen Nachmittag zu verbringen. Die für diesen Anlass extra als Veranstaltungsort umfunktionierte neue Halle stand dabei für die zukunftsweisende Ausrichtung der Caritas-Werkstätten. Demnächst können dort in Hochregalen noch mehr Paletten, Gitterboxen und Waren gelagert werden, um den gestiegenen Anforderungen der gewerblichen Kunden an Logistikleistungen gerecht zu werden.
Zunächst aber dienten die Räumlichkeiten noch den Feierlichkeiten anlässlich des 40-jährigen Bestehens, das die Caritas-Werkstätten in diesem Jahr feiern und zu dem im Sommer bereits alle Werkstattbeschäftigten zu einem großen Fest nach Heiligenroth eingeladen waren. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres präsentierten die Caritas-Werkstätten nun zahlreichen externen Gästen ihre Angebotspalette und sprachen darüber, wie die "Perspektive Inklusion" gelingen kann. Die Liste der Gäste war lang. Vertreter aus Politik, Verwaltung, Kirche, Schulen und Verbänden, der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft sowie zahlreiche Akteure aus Industrie, Handel, Gewerbe und sozialen Einrichtungen nahmen Einblick in die vielfältigen Werkstattleistungen. Unter den Gästen befand sich auch die rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die in ihrem Vortrag unter anderem die Frage beleuchtete, wie ein inklusiver Arbeitsmarkt aussehen kann.
Beim Rundgang durch die Halle verdeutlichten zunächst die unterschiedlichen Stände, dass sich seit der Gründung der "Werkstatt für Behinderte" im Jahr 1975 viel getan hat. Dazu erläuterten Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß und der Geschäftsführer der Caritas-Werkstätten, Armin Gutwald, die umfangreichen Werkstattleistungen.
Die Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn bieten heute mehr als 600 Menschen mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung, die dauerhaft oder vorübergehend nicht erwerbsfähig sind, Teilhabe am Arbeitsleben an acht Standorten im Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis an. Sie sind zugelassener Träger für Bildungsmaßnahmen nach dem Recht der Arbeitsförderung (AZAV). In der den Caritas-Werkstätten angegliederten Tagesförderstätte in Wirges nutzen erwachsene Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf Angebote zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft mit dem Ziel der größtmöglichen Selbstbestimmung und der Verbesserung der Lebensqualität.
Neben den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben für behinderte Menschen haben sich die Caritas-Werkstätten in den vergangenen 40 Jahren darüber hinaus zu einem verlässlichen Partner im Produktions- und Dienstleistungsbereich für viele regionale Unternehmen und Betriebe entwickelt. Auch das wurde deutlich beim Besuch der verschiedenen Stände in der Lagerhalle, die insbesondere das Interesse der Gäste aus Industrie, Handel, Gewerbe und Handwerk weckten. "Die Caritas-Werkstätten bieten ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen Fertigung, Montage und Dienstleistung. Die jahrzehntelangen Geschäftsbeziehungen in der Region zeigen, dass die Kunden unsere Qualität, Preise, Termintreue und Zuverlässigkeit schätzen. Wir werden regelmäßig den Anforderungen der DIN EN ISO 9001 zertifiziert", erläuterte Geschäftsführer Armin Gutwald.
Im Rahmen von Führungen hatten die Gäste außerdem die Gelegenheit, die drei Bereiche der Caritas-Werkstätten näher kennenzulernen. Dabei bekamen sie unter anderem Einblicke in die Testmethode "hamet", die zur Feststellung und Förderung beruflicher Basiskompetenzen bei allen Teilnehmern eingesetzt wird, sowie in einen der MoDiTec-Betriebe, in dem bis zu sieben Beschäftigte in Form einer Montagestraße an einem Serienauftrag mitarbeiten, der hohe feinmotorische Fähigkeiten und Genauigkeit verlangt. Bei den Rundgängen zeigten sich die Gäste positiv überrascht von den einzelnen Tätigkeitsfeldern und den hohen Ansprüche an Qualität, die dort gefordert sind.
Bei Führungen durch die Caritas-Werkstätten in Montabaur konnten die Gäste einen Blick "hinter die Kulissen" werfen. Dabei zeigten sie sich sichtlich überrascht von den hohen Qualitätsansprüchen, die dort gefordert sind - so wie hier bei der Fertigung von Wachsformen, die in der Automobilindustrie zur Herstellung von Feingussteilen für Turbolader benötigt werden.
Nachdem dann der Werkstattchor sein Können zum Besten gegeben hatte, lauschten die Gäste den Ausführungen von Rainer Hafermann von der Fritz Stephan GmbH aus Gackenbach, der aus Sicht eines gewerblichen Kunden über die langjährige Zusammenarbeit mit den Caritas-Werkstätten berichtete. Am Beispiel der LKH Kunststoffwerk Heiligenroth GmbH & Co. KG in Heiligenroth erfuhren die Anwesenden dann mehr über die Viweca, die Integrationsabteilung der Caritas-Werkstätten. Im Interview erläutert eine junge Werkstattbeschäftigte, welche Bedeutung der Außenarbeitsplatz bei LKH für sie hat, und Torsten Ritter, Leiter des Prozessmanagements bei LKH, beschrieb die Sicht des Unternehmens und welche Rolle die Integration von Menschen mit Behinderung innerhalb der Unternehmensphilosophie spielt.
Abschließend gratulierte Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn zum 40. Geburtstag und bedankte sich herzlich für das unermüdliche Engagement aller. "Sie haben in nunmehr 40 Jahren dazu beigetragen, dass die Werkstätten zu einem unverzichtbaren Teil des sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in der Region werden konnten. Heute verfügen die Werkstätten mit über 600 Beschäftigten an acht Standorten über ein sehr differenziertes Arbeitsangebot, das die individuelle Entwicklung von Menschen mit Behinderungen in hohem Maße unterstützt", lobte die Ministerin. Sie begrüße darüber hinaus sehr, dass die Caritas als jüngsten Werkstattbetrieb in Hundsangen einen CAP-Lebensmittelmarkt betreibe, der sinnvolle Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen geschaffen habe. Ein weiterer Ausbau solcher Integrationsmodelle sei ein besonderes Anliegen der Landesregierung.
Die "Perspektive Inklusion" ist ein langer Weg. Sie birgt zahlreiche Anforderungen für Arbeitgeber, für Werkstätten für behinderte Menschen aber auch für die Gesellschaft und die Politik. Die UN Behindertenrechtskonvention gibt die Richtung vor. Die Beteiligten, die auf Einladung der Caritas-Werkstätten nach Montabaur gekommen waren, folgen diesem Kurs der Inklusion. Das hat die gelungene Veranstaltung in den Caritas-Werkstätten gezeigt.
"Eine Gesellschaft ohne Menschen mit Behinderung ist eine behinderte Gesellschaft"
Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz, zum Thema Inklusion.