Heute ist Internationaler Frauentag. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, von einer ganz besonderen Frau zu berichten. Es ist die Lebensgeschichte einer starken Frau - von Eva Windhagen, Bewohnerin des Caritas-Altenzentrums Haus Helena in Hachenburg.
Eva Windhagen im Gespräch mit Maria Mies, Wohnbereichsleitung und stellvertretende Pflegedienstleitung im Haus Helena in Hachenburg. Maria Mies lauscht sehr gerne den Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner. Sie hat zwei kleinen Kinder und gibt vollen Einsatz für ihren Dienst bei der Caritas. „Das geht nur, wenn man sehr viel Freude am Beruf hat“, betont sie.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V.
Eva Windhagen wurde am 15. Januar 1934 in Danzig geboren. Ihr Vater war Müller in einer Mühle und ihre Mutter führte den Haushalt und den Hof. Gemeinsam mit ihrem Bruder hatte sie eine sehr schöne Kindheit. Bis der Krieg kam. 1945 musste Eva Windhagen vor den russischen Besatzern aus Danzig fliehen. Gemeinsam mit ihrer Tante und ihrem Bruder machte sie sich auf den Weg zu Verwandten in Bad Schwalbach. Ihre Mutter war zuvor bereits an einer schweren Krankheit verstorben und ihr Vater wurde im Krieg vermisst. "Auf der Flucht gab es einige Momente, an denen ich dachte, wir würden nie lebend am Ziel ankommen", erinnert sich Eva Windhagen. Insbesondere der ständige Hunger und die eisige Kälte seien unerträglich gewesen. Zudem gab es auch ein unschönes Erlebnis mit Soldaten, wo sie große Angst hatte und sich bedroht fühlte. "Aber Gott sei Dank ist mir nichts passiert", möchte sie nicht mehr darüber erzählen. Am Ende schaffte sie es schließlich: Bei den Verwandten angekommen, konnte sie erst einmal aufatmen.
Zunächst arbeitete sie in Haintchen in der Nähe von Limburg auf einem nahegelegenen Bauernhof. Durch einen Zeitungsartikel wurde Eva Windhagen dann auf eine Stellenausschreibung als Haustochter bei der Schreinerei Leyendecker in Altstadt aufmerksam, einer ehemals selbstständigen Gemeinde und heute ein Stadtteil von Hachenburg. Die junge Frau bewarb sich auf die Stelle und wurde schließlich auch eingestellt. "Das war mein Glück", berichtete sie noch heute stolz. "Dort habe ich wieder gelernt, dass das Leben nicht nur schlimm ist. Ich wurde herzlich aufgenommen", so Eva Windhagen. Das Ehepaar Leyendecker war kinderlos und überlegte sich schließlich, Eva Windhagen zu adoptieren. "Von da an war ich Altstädterin! Keine Hachenburgerin. Das habe ich schnell gelernt", erinnert sie sich mit einem Schmunzeln zurück und erklärt: "Die Altstadt ist ein Teil von Hachenburg. Den Bürgern von der Altstadt ist dieser Unterschied sehr wichtig." Später lernte Eva Windhagen dann ihren zukünftigen Mann Gebhard kennen, der als Schreiner bei einer Schreinerei arbeitete. Sie lernten sich kennen, verliebten sich und heirateten schließlich. Gekrönt wurde die Ehe mit vier Kindern, von denen das erste Kind sogar im damaligen Helenstift, dem heutigen Haus Helena, geboren wurde. Mit den Jahren übernahm das Ehepaar Windhagen dann die Schreinerei und Eva Windhagen kümmerte sich zusätzlich liebevoll um ihre Adoptiveltern bis diese starben. "Vier Kinder war schon eine Hausnummer - und dabei hatte ich noch das große Haus, die Schreinerei und unseren Hund Toxi", erzählt die Seniorin und ergänzt: "Aber ich wusste alles sehr zu schätzen und habe mich nie beschwert." Durch die Erlebnisse der Flucht, hatte Eva Windhagen gelernt, sich auch immer über die kleinen Dinge des Lebens zu erfreuen. Diese tolle Eigenschaft konnten ihr auch weitere Schicksalsschläge nicht nehmen. Unter anderem erkrankte einer ihre Söhne an Multipler Sklerose und wurde zunehmend pflegebedürftiger, bis er dann viel zu früh verstorben ist. "Ich bin mir sicher, das alles hat mich stark gemacht und ich halte an den schönen Erinnerungen fest", sagt Eva Windhagen, der es stets wichtig war, dass sich die Familie im Dorfleben integriert. "Ich war für jeden Blödsinn zu haben", lacht sie. Allen voran ihr Turnverein, ihr Kegelklub und die Veranstaltungen der Altstädter Dorfmusikanten lagen ihr stets besonders am Herzen. Außerdem sang sie auch viele Jahre im Hachenburger Kirchenchor.
Im Jahr 2001 musste Eva Windhagen Abschied von ihrem geliebten Mann nehmen. Bis zu ihrem Einzug ins Haus Helena lebte sie im gemeinsamen Haus in der Altstadt, an das sie heute noch gerne und oft zurückdenkt. Ihre Geschichten leben weiter in ihren Erzählungen. Gerne berichtet die 89-Jährige ihren Kindern und Enkelkindern davon, die sie regelmäßig und oft im Haus Helena besuchen.
Eva Windhagen hat ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen. Sie ist heute - am Internationalen Frauentag - unser vorbildliches Beispiel für eine tatkräftige Frauenbiografie, die mit ihren Erfahrungen und ihrer Lebensfreude viele Menschen geprägt hat und noch heute jeden Tag prägt. Wir bedanken uns bei Ihnen, liebe Frau Windhagen, dass Sie Ihre Erinnerungen mit uns teilen und uns zeigen, wie wichtig es ist, uns an das zu erinnern, was wir erlebt haben und das Leben zu schätzen zu wissen.