„Wir sind überzeugt. Es lohnt sich!“ Stefanie Krones, Direktorin des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, berichtete mit großer Begeisterung über das Ausbildungsprojekt „Schwesternwohnheim 2.0 – Pflege-Azubi WGs“. C.Mann/DiCV Limburg
Menschen aus dem Ausland in Deutschland eine Ausbildung in der Pflege zu ermöglichen oder internationale Fachkräfte zu rekrutieren, ist für Träger und Einrichtungen im Sozialwesen mit hohem Aufwand verbunden. Dass sich der Einsatz langfristig dennoch auszahlt, wurde beim Pflegefachtag des Caritasverbandes für die Diözese Limburg deutlich: "Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um einen Notstand in der Pflege zu verhindern", sagte Stefanie Krones, Direktorin des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn. "Wir sind überzeugt. Es lohnt sich!"
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn bildet derzeit an sieben Standorten 38 internationale Auszubildende aus. Die Azubis leben dabei in Azubi-WGs. Krones sprach über die Erfahrungen und Herausforderungen des Projektes.
Ausbildung neu denken
"Die Azubis wohnen gemeinsam, lernen gemeinsam und leben gemeinsam und wir begleiten sie dabei", erklärte die Caritasdirektorin. Dabei übernehme der Verband eine ganzheitliche Verantwortung. "Das ist nicht Ausbildung, wie wir Ausbildung kennen", so Krones. Die jungen Menschen kämen zwar mit einer großen Motivation nach Deutschland. Damit die Integration gelingen könne, brauche es aber nicht nur freundliche Arbeitgeber und gute Kollegen, sondern auch nette Nachbarn und eine breite Unterstützung aus der Gesellschaft. Empathie und die Bereitschaft, den Auszubildenden und deren Kultur auf Augenhöhe zu begegnen, seien wichtig.
Für beide Seiten kann es eine Win-Win-Situation sein: "Wir haben mit der Generalistik ein tolles Angebot. Die international anerkannte Ausbildung in Deutschland ist eine lebenslange Garantie auf eine wirtschaftliche Existenz", betonte Krones. Träger und Einrichtungen haben die Chance, wichtige Fachkräfte auszubilden und an sich zu binden. Das Ziel des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn sei, mindestens 50 Prozent der Auszubildenden in der Region zu halten.
Dass die Gewinnung internationaler Fachkräfte an Bedeutung gewinnt, betonten Dr. Martin Niederauer und Mathias Mahr vom Unternehmen Lingoda. "Diese Säule der Fachkraftgewinnung wird immer wichtiger", sagte Niederauer. Als Bildungsdienstleister bietet das Unternehmen Sprachkurse und Intensivqualifizierungen für ausländische Fachkräfte an, um sie auf die Arbeit in Deutschland vorzubereiten. Zugleich berate das von Lingoda gegründete Netzwerk Match Einrichtungen und Dienste im Gesundheitswesen bei der Gewinnung der Fachkräfte.
Projekt kommt "Revolution in der ambulanten Pflege" gleich
Claudia Brockers (rechts), Abteilungsleiterin ambulante Hilfen im Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, und Martina Hein, Pflegedienstleitung der Sozialstation Westerburg-Rennerod, stellten das Projekt „Pflege ganz aktiv" vor. Das Projekt setzt auf Selbstbestimmung von Mitarbeitenden und Klienten. C.Mann/DiCV Limburg
Neben der Frage der Fachkraftgewinnung stand auch ein weiteres Modellprojekt des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn im Mittelpunkt: "Pflege ganz aktiv - Neue Wege in der ambulanten Pflege". Das Projekt basiert auf dem niederländischen Buurtzorg-Modell, das pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zuhause ermöglichen will. Die ambulanten Teams arbeiten stark orientiert an den Bedürfnissen der Klienten. Die Abrechnung erfolgt nicht nach einem Leistungskatalog, sondern nach Zeit.
Dies komme einer "Revolution in der ambulanten Pflege" in Deutschland gleich, betonte Claudia Brockers, Abteilungsleitung ambulante Dienste im Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn. "Wir sind nicht mehr auf die Maßnahmen und Leistungen festgelegt." Fachkräfte könnten jetzt je nach Situation und Bedürfnissen der Klienten handeln. "Für die Patienten bedeutet das mehr Autonomie und Selbstbestimmtheit", sagte Brockers. Zugleich nehme das Modell die Expertise der Fachkräfte ernst. "Wir schicken Fachkräfte, die genau wissen, was in bestimmten Situationen zu tun ist. Und dieses Wissen können sie jetzt anwenden."
Die Sozialstation Westerburg-Rennerod hat mit "Pflege ganz aktiv" gute Erfahrungen gemacht: Nahezu alle Klienten entscheiden sich dort mittlerweile für das flexiblere Zeitmodell, erzählte Martina Hein, Pflegedienstleitende der Sozialstation. Durch das selbstbestimmtere Arbeiten wachse auch die Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden.
Caritas will alternative Wege aufzeigen
In seiner Begrüßung ging Caritasdirektor Dr. Karl Weber auf den hohen Veränderungsdruck in der Pflege. So zwinge der Arbeitskraftmangel, neue Konzepte zu entwickeln. Zudem seien Mitarbeitende mit neuen ethischen Fragestellungen, etwa zum assistierten Suizid, konfrontiert. "Wir möchten alternative Wege aufzeigen, um die uns anvertrauten Menschen zu versorgen." Der Fachtag mache dabei deutlich, dass Pflege nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land innovativ gestaltet werden könne.