Die Pflegekammer Rheinland Pfalz fördert mit Unterstützung der assekuranz ag mit dem "Best-Practice-Pflegepreis" Pflegefachpersonen und Teams, deren Ideen, besonderes Engagement, Herangehensweise und Umsetzung von Konzepten beispielhaft und nachahmenswert sind; ausgezeichnet werden Leuchtturmprojekte, die die Lebensqualität und Versorgung der Betroffenen nachhaltig verbessert haben. Diese Anforderungen erfüllt nach Meinung der Jury das Caritas-Projekt "Pflege ganz aktiv". Mit dem Preis soll nach Aussage des Stifters assekuranz ag dieser herausragende Ansatz sichtbar gemacht werden und den innovativen Pflegekräften die Anerkennung zuteilwerden, die sie verdienen.
Mit Stolz und mit großer Freude konnte Abteilungsleiterin Claudia Brockers am Vorabend des rheinland-pfälzischen Pflegetages die Auszeichnung von Matthias Bellmann von der assekuranz ag und die Glückwünsche von Sozialministerin Dörte Schall und Dr. Markus Mai (Präsident der Pflegkammer) entgegennehmen. Bellmann lobte die Caritas: "Ich freue mich, ein Projekt auszuzeichnen, das einen bedeutenden Beitrag zur ambulanten Pflege leistet, indem es einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen, und es wird den professionell Pflegenden ermöglicht, ihre fachliche Expertise situationsbedingt und flexibel einzubringen." Im Dankeswort skizzierte die Abteilungsleiterin den Anwesenden in der Rheingold-Halle die Prinzipien des innovativen Pflege-Projektes. Claudia Brockers berichtete: "Sonja Koch, Geschäftsbereichsleiterin von der AOK hat mich seinerzeit angerufen und gesagt, was halten Sie denn davon, wenn wir eine Art Buurtzorg-Modell hier in Rheinland Pfalz erproben. Gemeinsam mit meiner Caritasdirektorin Stefanie Krones war ich rasch überzeugt: Wir gehen neue Wege. Wir schaffen das gemeinsam." Das eigens neu entwickelte Konzept basiert nicht mehr auf den hergebrachten vorformulierten Modulen, den sogenannten Leistungskomplexen, sondern baut ganz auf die individuelle Fachlichkeit und ganzheitliche Sicht der ambulanten Pflegekraft. Sie stärkt damit die Selbstbestimmung und die Aktivierung der Pflegebedürftigen und des sie umgebenden Netzwerkes. Statt sich an einem starren Aufgabenkatalog zu orientieren, nehmen die Pflegekräfte die ihnen anvertrauten Menschen täglich neu ganzheitlich wahr und können sich auf die Unterstützung konzentrieren, die für den pflegebedürftigen Menschen am jeweiligen Tag und in der konkreten Situation wichtig ist. Die situative Pflege bekommt wieder Vorrang vor der Bürokratie. Dieses Konzept erprobt die Caritas-Sozialstation Westerburg-Rennerod bereits seit zwei Jahren. Im Modellprojekt arbeiten die Pflegekräfte als selbstorganisierte Teams in flachen Hierarchien. Das bedeutet mehr Verantwortung, aber auch mehr Zufriedenheit. Der Erfolg des neuen Pflegekonzeptes, das an das niederländische Modell Buurtzorg angelehnt ist, dies aber auf die deutschen rechtlichen Rahmenbedingungen adaptiert, gibt der Caritas recht. Denn das Feedback aus dem Westerwald ist hervorragend. Sowohl die Patientinnen und Patienten und deren Angehörige als auch die ambulanten Pflegekräfte selbst zeigten sich hochzufrieden mit der neuartigen Organisation der häuslichen Pflege. Sie sind sich einig: eine Rückkehr zum alten System der Leistungsmodule ist keinesfalls erwünscht. Und für die Caritas ist ein weiterer Aspekt dieser Innovation von Bedeutung. Caritasdirektorin Stefanie Krones dazu: "Ein wichtiges Motiv für uns, diesen Weg weiterzugehen, ist auch, die Aufgaben in der Langzeitpflege so zu gestalten und zu organisieren, dass die Menschen gerne in der Pflege arbeiten. Seit der Einführung des neuen Pflegemodells können wir uns über viele Initiativbewerbungen freuen." Claudia Brockers Dank geht an ihre Stellvertreterin Hiltrud Schräder-Müller, die Pflegedienstleitungen und die 346 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Ambulante Pflege.
Die positive Einschätzung der Caritas wird im Übrigen auch bestätigt durch deren Kooperationspartnerinnen, die beteiligten Ministerien, die Kranken- und Pflegekassen unter Federführung der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland. Sonja Koch von der AOK sieht in dem Modellprojekt ein Leuchtturmprojekt in der Versorgung und Pflege für ganz Rheinland-Pfalz. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird zurzeit die Pflege-Innovation von den Projektpartnern ausgeweitet auf die vier weiteren Caritas-Sozialstationen des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn sowie auf zwei Sozialstationen der Caritas Westeifel.
Ein schöner Erfolg für die Caritas und die Region: Konnte sich doch der Westerwald wieder einmal als innovative Region auch zum Thema pflegerische Versorgung in Rheinland-Pfalz präsentieren.
Zum Hintergrund: Der Pflegepreis Rheinland-Pfalz wird seit vielen Jahren im Rahmen des Pflegetages vergeben. Der Pflegetag befasst sich mit allen nur denkbaren Aspekten der Pflege und bietet ein umfassendes Diskussionsforum für die Fachleute der Pflege. Professionelle Pflege hat viele Facetten. Diese Vielseitigkeit macht der rheinland-pfälzische Pflegepreis auch in der Öffentlichkeit sichtbar. Auch in diesem Jahr wurden wieder Persönlichkeiten, Konzepte, Projekte und Best-Practice-Beispiele aus Rheinland-Pfalz ausgezeichnet und hervorgehoben. Es sind vier Preise verschiedener Stifter in verschiedenen Kategorien, die jährlich vergeben werden.