Trio im Einsatz für das Kindeswohl: Violetta Kunz, Janna Neubauer und Maja Kelly (von links) bilden das Team beim Kinderschutzdienst Rhein-Lahn. Auf dem Tisch ein sogenannter Scenotest-Kasten, der bei der täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oft zum Einsatz kommt.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. / Holger Pöritzsch
Der Internationale Weltkindertag wird jährlich gefeiert. Der Tag dient dazu, um auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und speziell auf die Kinderrechte aufmerksam zu machen. Ziel dabei ist es, Themen wie Kinderschutz und Kinderrechte in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Maja Kelly, Violetta Kunz und Janna Neubauer haben mit diesen Themen tagtäglich zu tun. Die drei Frauen bilden das Team des Kinderschutzdienstes Rhein-Lahn, der sich seit nunmehr 25 Jahren für die Belange von Kindern und Jugendlichen im Rhein-Lahn-Kreis einsetzt und der die einzige spezialisierte Fachberatungsstelle bei körperlicher und/oder seelischer Misshandlung, sexuellem Missbrauch oder Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen im Bistum Limburg ist.
Der Kinderschutzdienst (KSD) Rhein-Lahn befindet sich in Trägerschaft des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn e.V. und hat seinen Sitz im Caritas-Zentrum in der Gutenbergstraße 8 in Lahnstein. Allerdings ist dies nicht die einzige Anlaufstelle für Hilfesuchende. Der Kinderschutzdienst ist vielmehr ein mobiles Angebot und ständig in der Region unterwegs. So bieten Maja Kelly, Violetta Kunz und Janna Neubauer unter anderem auch regelmäßig Beratungen in der Außenstelle Diez als auch auf Anfrage in Kitas, Schulen, Jugendzentren sowie anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen an. Der KSD Rhein-Lahn ist einer von insgesamt 15 Kinderschutzdiensten in Rheinland-Pfalz. Dabei handelt es sich um niedrigschwellige Anlaufstellen für Mädchen und Jungen im Kindes- und Jugendalter, die von sexualisierter Gewalt oder Misshandlung bedroht oder betroffen sind. Kinderschutzdienste vermitteln Kindern und Jugendlichen die erforderlichen Hilfen zur Abwehr weiterer Gefährdung, zum Schutz vor Wiederholung, zur Verarbeitung traumatischer Erlebnisse und zur Heilung der erlittenen seelischen und körperlichen Verletzungen.
"Primär wollen wir mithelfen, dass Misshandlungen oder sexuelle Übergriffe aufhören. Die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendliche stehen dabei im Mittelpunkt", erklärt Maja Kelly, die seit gut einem Jahr beim Kinderschutzdienst Rhein-Lahn tätig ist. Die 47-jährige Stuttgarterin hat zunächst Erzieherin gelernt, studierte später Soziale Arbeit (B.A), ist Integrative Gestaltungstherapeutin und zudem Systemische Familienberaterin. "Unser Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, das Erlebte gut zu verarbeiten. Dabei ist es wichtig, darüber zu reden, ernstgenommen zu werden und Unterstützung zu finden", ergänzt Violetta Kunz. Die 42-jährige Diplom-Pädagogin war früher bei einem anderen Träger unter anderem als Leitung der Migrations- sowie der Schuldner- und Insolvenzberatung, aber auch langjährig in der interkulturellen Jugendhilfe und der gemeinwesenorientierten Jugendarbeit tätig und gehört seit diesem Jahr zum Team beim Kinderschutzdienst Rhein-Lahn. "Kinder sind die Schwächsten in unserer Gesellschaft, es war schon immer mein Bestreben, sich für sie einzusetzen", sagt Kunz. Besonders wichtig ist es ihr und ihren beiden Kolleginnen, den Kindern und Jugendlichen stets eine verlässliche Ansprechpartnerin zu sein und sie - entsprechend ihrem Alter und ihrem Entwicklungsstand - in alle Schritte mit einzubeziehen. "Wir beraten auch anonym. Zudem unterliegen wir der Schweigepflicht und unternehmen nichts, ohne es vorher mit den Betroffenen zu besprechen", berichtet Janna Neubauer aus der Praxis. Die 36-jährige Erzieherin und Diplom-Pädagogin komplettiert das KSD-Team. Sie war vor dem Einsieg in den Kinderschutzdienst in einer Wohn- und Betreuungseinrichtung mit dem Schwerpunkt psychiatrische Unterstützungsangebote tätig.
Der Schwerpunkt der Arbeit des Kinderschutzdienstes liegt im Opferschutz, nicht in der Straftäterverfolgung. Dabei finden allerdings nicht nur Kinder und Jugendliche Rat und Hilfe beim Kinderschutzdienst der Caritas: "Wir beraten auch Mütter, Väter und andere Bezugspersonen, wie sie ihrem Kind bei der Verarbeitung von sexuellen Übergriffen helfen können", so Maja Kelly. Zu den Klienten gehören sowohl Eltern, deren Kind sexuell missbraucht wurde und die Hilfe und Unterstützung für sich und ihr Kind brauchen, aber auch beispielsweise Mütter und Väter, die aus Hilflosigkeit ihre Kinder schlagen, weil sie anders nicht weiter wissen. Letztere unterstützt das KSD-Team dabei, einen gewaltfreien Umgang mit ihren Kindern zu finden. Zudem können sich auch Erzieherinnen und Erzieher aus Kindergärten und Kindertagesstätten, Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeitende aus Jugendeinrichtungen oder Vereinen sowie Verwandte und Nachbarn an den Kinderschutzdienst wenden, wenn sie sich um das Wohlbefinden eines Kindes sorgen. "Gerade das Thema Missbrauch ist immer noch ein Tabuthema, bei dem viele lieber wegschauen. Wir wollen sensibilisieren, dass dies nicht geschieht. Kinder werden oft gerne vergessen oder abgeschottet. Das darf nicht sein. Kinder sind unsere Zukunft", betont Maja Kelly.
Wichtig ist dabei: Die Mitarbeiterinnen des Kinderschutzdienstes stellen keine Strafanzeigen. "Sofern Betroffene es wünschen, überlegen wir gemeinsam mit ihnen, ob und wann es sinnvoll ist, rechtliche Schritte einzuleiten und unterstützen und begleiten sie dabei", berichtet Janna Neubauer aus der täglichen Arbeit. Die Beratungen beim Kinderschutzdienst sind stets kostenfrei. Finanziert wird das Angebot durch den Caritasverband, das Land Rheinland-Pfalz sowie den Rhein-Lahn-Kreis. Da die finanziellen Mittel des Kinderschutzdienstes allerdings recht knapp bemessen sind, ist man immer wieder auch auf Spenden angewiesen.
- Kontakt zum Kinderschutzdienst Rhein-Lahn: Telefon 02621/9208-67 und 9208-68, E-Mail: kinderschutzdienst-rl@cv-ww-rl.de. Weitere Infos gibt es außerdem hier.