Über die Möglichkeiten dem Thema „bezahlbarer Wohnraum“ in Lahnstein zu begegnen diskutieren die Teilnehmer des Runden Tischs Wohnen auf Initiative des Caritas Generationen- Projektes.
Aber auch in Lahnstein suchen Menschen bereits verzweifelt bezahlbaren Wohnraum und viele haben Angst, dass ihr Vermieter Eigenbedarf anmeldet oder die Rente nicht mehr reicht für die langjährige Wohnung. Wer als Geringverdiener oder Leistungsempfänger heute seine Wohnung verliert, für den sieht es schlecht aus auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt.
Was liegt näher als die Menschen an einen Tisch zu bringen, die hier in Lahnstein in irgendeiner Form mit dem Thema zu tun haben, dachte sich das Caritas Generationen-Projekt und lud zu einem Runden Tisch 'Bezahlbares Wohnen' ein. Vertreter von evangelischer und katholischer Kirche, Stadtverwaltung, Caritas Beratungsdiensten und Gemeindecaritas, Obdachlosenhilfe, Jobcenter, Baugenossenschaft und der Eigentümerverein Haus und Grund folgten der Einladung, denn bei aller Unterschiedlichkeit der Perspektiven – froh ist niemand mit der derzeitigen Situation.
Vieles hat sich verändert in den letzten 20 Jahren: Die Stadt hat kaum mehr eigene Wohnungen, Bauland ist knapp und teuer, die Baukosten sind explodiert, immer mehr Menschen kommen mit ihrem Leben nicht mehr alleine klar, Vermieten birgt ein höheres Risiko, die Miete kommt nicht mehr in allen Fällen sicher direkt vom Sozialamt. Gebaut wird durchaus, aber überwiegend Eigentumswohnungen im oberen Preissegment.
Kein Wunder, dass es Zündstoff gibt zwischen denen, die Position für die Bedürftigen beziehen und denjenigen, die vermeintlich nicht genug unterstützen. Der gemeinsame Blick aus den unterschiedlichen Richtungen tut gut und weckt Verständnis – auf beiden Seiten. So ist es wichtig zu wissen, dass die Genossenschaft nicht mehr gemeinnützig ist und damit in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet. Oder dass beim Jobcenter Einzelfallprüfungen gemacht werden, weil jeder weiß, dass mit den derzeitigen Sätzen beim Wohngeld kein vernünftiger Wohnraum mehr zu finden ist. Mietnomaden und Überschuldung sorgen bei Vermietern für Ängste, so dass diese ihre Wohnungen häufig lieber Leerstehen lassen. Darunter leiden dann auch viele, die trotz widriger Umstände vernünftige Mieter wären.
Der Runde Tisch 'Bezahlbares Wohnen' tagt zwei bis dreimal im Jahr. Kürzlich sind auch Vertreter aus der Politik dazu gestoßen, denn um örtliche Projekte umzusetzen, ist es wichtig die Entscheidungsträger mit im Boot zu haben.
Auch wenn sich das neu erworbene Verständnis füreinander im Einzelfall schon als hilfreich erwiesen hat, grundsätzlich schafft es aber zunächst keinen neuen bezahlbaren Wohnraum. Mit Blick auf Projekte in anderen Kommunen werden zahlreiche Ideen und Fragen diskutiert:
- Kann die Stadt bei Erschließungen von Neubaugebieten, ähnlich wie einige Großstädte, vom Investor einen Anteil an sozialem Wohnungsbau fordern?
- Gibt es in Lahnstein noch günstige Grundstücke oder Gebäude von Stadt, Kirche oder anderen gemeinwohlorientierten Gruppen oder Menschen? Dies wäre ein erster Schritt für den (Um) Bau von bezahlbarem Wohnraum – beispielsweise durch die Genossenschaft oder eine Stiftung.
- Ist es denkbar unbewohnbaren Wohnraum mit Hilfe von Wohnungsinteressenten wieder bewohnbar zu machen und dafür ein Belegungsrecht zu günstigen Konditionen zu erwirken? Können dabei Mittel für den Stadtumbau eingesetzt werden?
- Wie können die vielen leer stehenden Wohnungen in Nieder- und Oberlahnstein wieder dem Wohnungsmarkt zugeführt werden?
- Immer mehr Menschen können ihren Alltag nicht mehr selbst bewältigen. Wie kann man diese begleiten und unterstützen? Wie kann das Vertrauen von Vermietern gewonnen werden?
Ein Anfang ist mit der Etablierung des Runden Tisches gemacht. Nun gilt es Möglichkeiten innerhalb der eigenen Organisation/Gruppierung auszuloten, die neuen Netzwerke zu nutzen, die Öffentlichkeit zu informieren und weitere Mitstreiter für die einzelnen Ansätze zu gewinnen. Nur wenn viele an einem Strang ziehen, lassen sich solche großen gesellschaftlichen Aufgaben bewältigen.
Möchten Sie sich zu dem Thema einbringen?
Dann können Sie sich gerne an das Caritas Generationen-Projekt wenden. Tel. (02621) 92 00 243 oder per EMail: info.generationen-projekt@cv-ww-rl.de
Hintergrundinformation: Im Jahr 2019 gab es bis heute schon 80 Anfragen von Wohnungslosen im Haus St. Christophorus (Caritas-Facheinrichtung für Wohnungslose in Lahnstein), so viele wie sonst in einem ganzen Jahr. In Lahnstein erhalten ca. 1.000 Personen Unterstützung auch fürs Wohnen durch Leistungen nach dem SGB II, der Grundsicherung oder dem Asylbewerberleistungsgesetz.