Gaby Schlosser (rechts) und Hiltrud Schräder-Müller, Leiterinnen der Caritas-Sozialstation Montabaur-Wallmerod, sorgen mit ihrem Team dafür, dass die Versorgung der Klienten auch während der Corona-Krise wie gewohnt weitergeht. Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V.
Viele Menschen sieht man nicht in diesen Tagen. Sie sind alle zu Hause. Auch die Straßen sind oft leer. Obwohl - nicht ganz! Die kleinen weißen Autos mit dem roten Caritas-Kreuz sind trotz Corona-Krise täglich im Einsatz. Die Mitarbeiter der Caritas-Sozialstationen arbeiten gerade jetzt noch mehr im Dienste anderer. Dazu gehören auch Gaby Schlosser und Hiltrud Schräder-Müller und ihr Team. Schlosser und Schräder-Müller leiten seit nunmehr 19 Jahren die Caritas-Sozialstation in Montabaur, die für die Verbandsgemeinden Montabaur und Wallmerod zuständig ist. Die Pflege von kranken und hilfsbedürftigen Menschen stellen sie und ihr Team gerade jetzt vor eine besondere Herausforderung.
Frau Schlosser und Frau Schräder-Müller, die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Uns geht es gut. Wichtiger ist die Frage, wie es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht, die tagtäglich zahlreiche Kontakte mit Patienten und deren Angehörige haben.
Sie arbeiten in der Betreuung alter Menschen und der mobilen Pflege. Wie schaffen Sie es im Moment die Caritas-Sozialstation in Montabaur zu organisieren?
In den ersten drei Wochen der Corona-Krise standen wir täglich vor großen Herausforderungen. Unter anderem mussten zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Hygiene und Organisation umgesetzt werden. Außerdem gab es eine enorme Informationsflut, die bearbeitet werden mußte. Hinzu kam ein großer Gesprächsbedarf bei unseren Patienten und deren Angehörigen sowie beim Pflegepersonal. Dabei ging es auch um Ängste und Verunsicherungen. Mittlerweile ist ein gewisser Alltag mit Corona eingekehrt. Gute Strukturen und die Netzwerkarbeit innerhalb der Sozialstationen und des Caritasverbandes haben uns bei der Bewältigung der Veränderungen sehr geholfen. Vorbildliche Arbeit leistet hier auch das Gesundheitsamt in Montabaur, das uns mit fachlicher Kompetenz unterstützt. Da wir hier in der Sozialstation Montabaur /Wallmerod mit zwei Einrichtungsleitungen arbeiten, können wir uns jederzeit austauschen und helfen.
Mit welchen Problemen hat die Sozialstation in der Corona-Krise ganz besonders zu kämpfen?
Zu Beginn der Krise standen uns nur begrenzt Schutzmasken zur Verfügung. Spontan fanden sich unter den Mitarbeitenden und Angehörigen fleißige Näher, die uns mit Masken versorgt haben. An dieser Stelle dafür noch mal ein herzliches Dankeschön!
Was geben Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern morgens mit auf den Weg?
Wichtig ist, dass die erforderlichen Hygienemaßnahmen nach dem Robert Koch Institut (RKI) umgesetzt werden, um sich und die Patienten zu schützen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier geschult und halten den Standard zuverlässig ein. Ruhiges und besonnenes Arbeiten ist wichtig, damit die Klienten ein Gefühl der Sicherheit haben, trotz der Corona-Krise.
Wie schützen sich die Pflegekräfte selbst? Und wie schützen sie die alten Menschen, die auf ihre regelmäßigen Besuche dringend angewiesen sind?
Unsere Pflegekräfte arbeiten mit Schutzmasken und Handschuhen, um sich und die Patienten vor Infektionen zu schützen. Weiterhin wurden die Kontakte unter den Kollegen stark reduziert. Damit die Kommunikation dennoch scihergestellt ist, nutzen wir moderne Kommunikationsmittel. Unter anderem stehen den Mitarbeitenden durch unser E-Learningportal aktuelle Lerninhalte zu pflegefachlichen Themen, aber auch zu Themen wie Corona oder Hygiene, zur Verfügung.
Wie groß sind die Sorgen der alten und pflegebedürftigen Menschen? Wie gehen sie mit der verordneten Einsamkeit um?
Es gibt ein sehr unterschiedliches Bild unter den Patienten. Für viele läuft der Alltag weiter. Sie können weiterhin spazieren gehen und sehen ihre Nachbarn am Gartenzaun. Wir leben hier auf dem Land, wo Nachbarschaftshilfe erfreulicherweise oft noch selbstverständlich ist. Aber natürlich besteht bei vielen Patienten und Angehörigen aber auch eine gewisse Unsicherheit.
Gibt es einen Notfallplan, falls in der Sozialstation jemand erkrankt?
Es gibt im Caritasverband einen verbindlichen Pandemieplan, der im Falle einer Infektion Anwendung findet.
Corona verängstigt viele Menschen, wie ist das bei Ihnen selbst?
Wir gehen sehr besonnen mit der Situation um. Zu Beginn der Infektionswelle waren wir unsicher, wie die Situation unsere Arbeit beeinflussen würde. Wichtig ist es, die verordneten Maßnahmen wie Kontaktsperre und die Abstandregelung einzuhalten und möglichst zuhause zu bleiben.
Sie strahlen sehr viel Positives aus. Daher abschließend die Frage: Schaffen wir es, diese Krise zu überwinden?
Wir starten unsere Arbeit jeden Morgen mit einem Lachen und verordnen uns nach Dienstschluss eine "coronafreie Zeit". Das hilft. Wir sind uns sicher, dass wir die Krise bewältigen werden und lernen, mit ihr zu leben. Wichtig ist es, sich mit positiven Dingen zu motivieren, etwa mit Sport, Hobbys und gesunder Ernährung.
"Der Schutz steht stets an erster Stelle"
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn betreibt insgesamt vier Sozialstationen - neben der Einrichtung in Montabaur/Wallmerod sind dies die Sozialstationen Wirges-Selters-Kannenbäckerland, Westerburg-Rennerod sowie Lahnstein-Braubach. Aktuell kümmern sich im Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Pflege und Versorgung von 1434 Patienten.
"Obwohl die Pflegekräfte derzeit einer besonders hohen Belastung ausgesetzt sind, ist die Versorgungssicherheit unserer Patienten immer gewährleistet", betont Claudia Brockers und verweist darauf, dass man sich beim täglichen Kontakt mit den zu versorgenden Menschen strikt an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes halte. Von Ausfällen sei man bis dato glücklicherweise verschont geblieben, erklärt die Abteilungsleiterin Ambulante Hilfen beim Caritasverband. Unter den insgesamt 300 Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege hat es bislang lediglich zwei positive Corona-Fälle gegeben. "Beide Kolleginnen sind aber frühzeitig in Quarantäne gekommen und nach überstandenem Verlauf erfreulicherweise sogar schon wieder im Einsatz", sagt Claudia Brockers, für die der Schutz der Patienten wie auch ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets an erster Stelle steht.