"Wofür brauchen wir denn eine Gemeindeschwester?"
Vielleicht haben Sie sich diese Frage gestellt, als Sie den Artikel "Beendet Montabaur Erfolgsprojekt Gemeindeschwester?" in der Westerwälder Zeitung gelesen haben. "So viel Geld sollen wir dafür ausgeben?"
Ich stelle Ihnen einige der Menschen vor, die um einen Besuch der Gemeindeschwester bitten: Ihr 85-jähriger, kürzlich verwitweter Nachbar, der nach dem Tod seiner Frau feststellt, dass sie es war, die immer alle Kontakte gepflegt hat und er sich plötzlich nicht mehr nur traurig, sondern auch einsam fühlt. Ihre 82-jährige Schwägerin, die sich schon viele Jahre allein um ihren mittlerweile 86-jährigen Ehemann kümmert, der immer weniger im Alltag selbst bewältigen kann. Dass er eine Demenz entwickelt hat und welche Hilfen sie beanspruchen kann, war ihr noch gar nicht bewusst.
Diese und viele weitere Beispiele zeigen: Unsere Gesellschaft verändert sich. Viele soziale Strukturen, die früher Menschen im hohen Alter gestützt haben, gibt es in der gewohnten Form nicht mehr. Wer kümmert sich, wenn hochbetagte Menschen nicht weiterwissen?
Die Gemeindeschwester plus ist da für die, die noch keine Unterstützung durch die Pflegekassen brauchen oder in Anspruch nehmen. Sie besucht die Menschen auf deren Wunsch ganz einfach zu Hause. Sie berät, ohne Prüfungen durchzuführen, sie gibt Anregungen, ohne Bedingungen oder gar eine Rechnung zu stellen. Sie weist den Weg zu den individuell richtigen Angeboten oder Dienstleistungen. Unabhängig und frei von wirtschaftlichen Zwängen. Es gibt noch keine Angebote bei Ihnen vor Ort? Die Gemeindeschwester kann diese anregen oder initiieren und uns Träger und die Kommunen ein wenig aufrütteln.
"Ja, aber ab 65? Die sollen sich um sich selbst kümmern!"
Hand auf´s Herz: Meinen Sie, Menschen, die keine Hilfe benötigen, bitten zum Zeitvertreib die Gemeindeschwester zu sich nach Hause? Das wird ganz sicher nicht eintreten. Die Ausweitung des Angebotes für diese noch jungen Alten bedeutet, dass es bereits jetzt auch aus dieser Altersgruppe Hilferufe gibt: Einsamkeit, eine frühe Demenz, eine plötzlich ausgefallene pflegende Angehörige und unsere Nachbarinnen und Nachbarn (oder vielleicht wir selbst?) sind mit der Frage konfrontiert: Wie geht es jetzt nur weiter?
Die Gemeindeschwester kommt nicht "wie früher" und übernimmt die Pflege selbst, sondern sie kennt - wie keine Zweite - alle formellen und informellen Strukturen in der Verbandsgemeinde und weiß, wer nun zuständig ist, wer helfen kann und welche Anträge gestellt werden müssen. Und mit ihren kreativen Ideen kann sie vielen Menschen helfen, länger im eigenen Haushalt zu leben. Spart nicht das am Ende viel mehr Geld, als die Verbandsgemeinde nun nicht ausgeben möchte?
Unsere Gemeindeschwester: Eine kleine Investition mit großer Wirkung!
Eine konkrete Hilfeleistung für die vulnerablen Menschen in unserer Gesellschaft. Und: Eine Hilfeleistung, die nicht erst mühsam aufgebaut werden muss, sondern die schon da ist und gut funktioniert. Von unserer Seite wurde der Vertrag nicht gekündigt. Wir stehen für die Zukunft der Kooperation. Können wir uns in Montabaur und Umgebung wirklich nicht leisten, diese Arbeit fortzusetzen? Müssen wir hier den Rotstift ansetzen und das Modell einfach so "einstampfen"?
Jetzt ist Ihre Stimme gefragt! Sagen Sie uns Ihre Meinung dazu! Gerne als Kommentar auf unserem Facebook-Account.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Caritasdirektorin
Stefanie Krones