Ein starkes Team: Die Mitarbeitenden vom Haus St. Christophorus um Einrichtungsleiter Joachim Grämer (3. von links) und Dorothea Westermayer (links), Abteilungsleiterin Beratung und Soziale Dienste beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, hatten sichtlich ihren Spaß am Tischkicker.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. / Holger Pöritzsch
Der Heilige Christophorus ist der Schutzpatron der Reisenden und Seeleute. Er bewahrt sie vor Unglück, Krankheit, Sturm und Unwetter, trägt sie durch die Fluten und bringt sie an rettende Ufer. Nach diesem Vorbild erhalten Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, im Haus St. Christophorus in Lahnstein Schutz, Hilfe und Unterstützung - und dies seit nunmehr einem Vierteljahrhundert. Die Einrichtung des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn blickt in diesem Jahr auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück. Zusätzlich besteht das Dezentrale Stationäre Wohnen für junge Männer von 18 bis 25 Jahren (DSW U25) seit mittlerweile fünf Jahren. Beide Ereignisse feierte die Wohnungslosenhilfe der Caritas jetzt im Rahmen einer Jubiläumsfeier, zu der das Team um Joachim Grämer, Leiter des Fachbereichs Existenzsicherung beim Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn und Einrichtungsleiter im Haus St. Christophorus, ins Jugendkulturzentrum nach Lahnstein eingeladen hatten.
Unter den zahlreichen Gästen begrüßten die beiden Caritasvorstände Stefanie Krones und Frank Keßler-Weiß neben Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Caritasstiftung unter anderem auch den Ersten Beigeordneten der Stadt Lahnstein, Sebastian Seifert, Diözesancaritasdirektor Dr. Karl Weber und Jessica Magnus, Referentin Soziale Sicherung, vom Diözesancaritasverband Limburg sowie Vertreter von Kooperationspartnern wie der AWO, der Diakonie, dem DRK, dem Elisabeth-Krankenhaus, der Hochschule Koblenz und den Kirchengemeinden. Weiterhin hatten zahlreiche langjährige Weggefährten der Einrichtung den Weg ins Jugendkulturzentrum gefunden, darunter auch Grämers Vorgänger, die beiden ehemaligen Leiter vom Haus St. Christophorus, Martin Maser und Meinhard Link. Ein besonderer Gruß galt zudem Jürgen Malyssek, dem ehemaligen Referenten der Wohnungslosenhilfe im Diözesancaritasverband, der Mitte der 90er-Jahre gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer des Caritasverbandes Rhein-Lahn, Klaus Loersch, den steigenden Bedarf einer stationären Hilfe für wohnungslose Menschen im Rhein-Lahn-Kreis erkannte und sich für ein Wohnungslosenheim stark machte, das als Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot einer ambulanten Hilfe für Obdachlose mit dem Tagesaufenthalt "Treff" und der Kleiderkammer in Lahnstein installiert werden sollte. "Ohne dich gebe es uns vermutlich gar nicht", bedankte sich Joachim Grämer in Richtung Malyssek.
Seit 2012 ist Joachim Grämer (Mitte) Einrichtungsleiter im Haus St. Christophorus in Lahnstein. Zum 25-jährigen Bestehen der Caritas-Einrichtung konnte er unter anderem auch seine beiden Vorgänger Martin Maser (links) und Meinhard Link (rechts) begrüßen.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. / Holger Pöritzsch
Heute ist das Haus St. Christophorus eine feste Größe und aus Lahnstein nicht mehr wegzudenken. Das war nicht immer so, wie Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß in seinem kleinen Ausflug in die Historie der Einrichtung zu berichten wusste. Es sei damals eine Herausforderung gewesen, eine geeignete Immobilie zu finden, die unter anderem auch eine entsprechende Akzeptanz im sozialen Umfeld findet. "Nach teilweise großen Widerständen konnte letztlich die ehemalige Pension Gallitz in der Schulstraße 14 erworben und dem Zweck entsprechend umgebaut werden", blickte Keßler-Weiß zurück auf den steinigen Beginn der 1997 eröffneten Einrichtung. Zum Start verfügte das Haus St. Christophorus über acht Plätze. Doch schon bald wurde klar, dass es einen höheren Bedarf an Wohnplätzen für wohnungslose Menschen gab und so konnte das Wohnangebot im Jahr 2000 auf zehn Plätze erhöht werden. In den vergangenen 25 Jahren fanden mehr als 410 wohnungslose Menschen, überwiegend Männer, ein vorübergehendes Zuhause im Haus St. Christophorus. Der Jüngste war 17 Jahr alt, der älteste 71. Einige Bewohner wohnten dort nur wenige Tage, andere wiederum blieben Jahre. "Alle mit dem Ziel, wieder den Schritt in ein selbstbestimmtes Leben schaffen zu können", betonte der Caritasdirektor. Zusätzlich finden seit fünf Jahren im Dezentralen Stationären Wohnen U25, das aus einem Projekt des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung in Mainz erwachsen ist, junge Männer unter 25 Jahren ein vorübergehendes Zuhause und fachliche Unterstützung.
Die Gründe, warum Menschen in Notlage geraten, sind breitgefächert: "Wohnungsnot, familiäre Schwierigkeiten, fehlende passende Arbeitsmöglichkeiten, Krankheit und Schulden sind nur ein Teil einer gefährlichen Mixtur, die Menschen bis hin zur Wohnungslosigkeit scheitern lassen", sagte Frank Keßler-Weiß. Im Haus St. Christophorus finden sie die Möglichkeit, zunächst einmal zur Ruhe zu kommen, sich zu stabilisieren und Perspektiven für die eigene weitere Zukunft zu entwickeln.
Der Erfolg der Einrichtung, beruhe auf einer starken Hausgemeinschaft, einem gut funktionierenden Netzwerk mit zahlreichen kompetenten Partnern sowie einem motivierten Team aus Mitarbeitenden, die tagtäglich wertvolle Arbeit und ihren Dienst am Nächsten leisten, unterstrich der Caritasdirektor. Weiterhin sei das Haus St. Christophorus ein wesentlicher Akteur beim Runden Tisch "Bezahlbares Wohnen", der sich dafür einsetzt, Wohnraum für Menschen in Lahnstein zu schaffen, und auch als gefragte Einrichtung für Praktikanten von Schulen und Hochschulen, habe man sich etabliert. Im Laufe der vergangenen Jahre seien weitere Hilfsangebote für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen geschaffen worden, wie Keßler-Weiß berichtete. Als Beispiele nannte er die Notschlafstelle, die Anfang 2020 in Kooperation mit dem Ordnungsamt der Stadt Lahnstein, der Polizei und der katholischen Kirchengemeinde in Lahnstein eingerichtet wurde, sowie die Fachberatungsstelle Wohnraumsicherung Rhein-Lahn, die die Caritas in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Rhein-Lahn anbietet. "Es hat sich viel getan in den vergangenen 25 Jahren. Das Haus St. Christophorus versucht stets am Puls der Zeit zu bleiben. Das Team greift aktuelle Themen auf, um weitere Angebote für wohnungslose Menschen zu schaffen. Es gilt weiterhin politisch aktiv zu bleiben, im Gemeinwesen präsent zu sein und stets Augen und Ohren für die Sorgen der Betroffenen offen zu halten", zog der Caritasdirektor abschließend sein Resümee.
Die Band "Nixdruff?" aus Limburg begeisterte die Gäste mit ihrem Auftritt.Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. / Holger Pöritzsch
"Das Haus St. Christophorus ist eine Einrichtung mit Seele, die das Herz am rechten Fleck hat", stellte Harry Fenzl dem Jubilar sein ganz persönliches Zeugnis aus. In seinem Impulsvortrag unter dem Titel "Wenn die dritte Haut fehlt - Wohnungslosigkeit und Menschenwürde" gab der ehemalige Leiter der Wohnungslosenhilfe Limburg den Gästen Einblicke in ein Vierteljahrhundert Arbeit in der Wohnungslosenhilfe und berichtete aus seiner eigenen langjährigen Erfahrung. "Die Herausforderungen werden nicht weniger in den kommenden Jahren", sagte Fenzl und wies vor allem auf die Thematik bezahlbaren Wohnraums hin. "Hier ist nicht mehr nur die Armutsbevölkerung betroffen, das Problem ist längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und gefährdet den sozialen Frieden", warnte er. Ohne einen gesellschaftlichen Schulterschluss könne dieses Problem nicht bewältigt werden, appellierte Harry Fenzl in Richtung Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, zu der unter anderem auch die Kirche gehört. "Wohnungspolitik muss Sozialpolitik werden", forderte er in seinem Vortrag. Abgerundet wurde die gelungene Jubiläumsfeier von der aus Wohnungslosen, ehemals Wohnungslosen, befreundeten Menschen und Mitarbeitern der Caritas bestehenden Projektband "Nixdruff?" aus Limburg, die die Gäste mit ihrer musikalischen Darbietung begeisterte.