Mit lachenden und weinenden Augen haben Mitarbeiter und Weggefährten Gabriele Wesselmann-Pauly in den Ruhestand verabschiedet. Weinend, weil die langjährige Leiterin des Caritas-Zentrums Neustadt früher aus geplant ausschied; lachend, weil der Rückblick nicht nur ernst, sondern vor allem humorvoll ausfiel. Wesselmann-Pauly hatte ihre Arbeit bereits im Sommer 2015 krankheitsbedingt niederlegen müssen. Die Runde, die am Freitag im Caritas-Zentrum zusammengekommen war, zollte Respekt für das, was sie für die Stadt, die Region und die Caritas bewegt hat. Gleichzeitig wurde Annette Martin offiziell als neue Zentrumsleiterin eingeführt.
Abschied und Neubeginn: (von links) Caritasvorsitzender Karl-Ludwig Hundemer, die neue Leiterin Anette Martin des Caritas-Zentrums Neustadt, Abteilungsleiterin Barbara Aßmann von der Abteilung Soziales des Caritasverbandes Speyer, die bisherige langjährige Leiterin Gabriele Wesselmann-Pauly des Caritas-Zentrums und Caritasdirektor Vinzenz du Bellier.
Übereinstimmend kennzeichneten die Anwesenden Wesselmann-Pauly als Frau, die überzeugt und engagiert für die gute Sache eintrat, ihre selbstbewusste Meinung vertrat, streitbar war, aufgeschlossen, visionär, lustig, mitfühlend und menschlich. „Sie haben nie aus dem Bauch heraus gehandelt, Sie haben auch den Kopf benutzt und zwischen Bauch und Kopf liegt das Herz“, brachte es Caritasvorsitzender Karl-Ludwig Hundemer auf den Punkt: „Ein herzliches Dankeschön für diese Herzensarbeit.“
Zuvor hatte der Caritasvorsitzende den Lebensweg von Gabriele Wesselmann-Pauly nachgezeichnet. Die gebürtige Krefelderin hatte ihr Diplom als Soziologin abgelegt, ehe sie im Caritasverband Saarbrücken tätig wurde. 1989 zog es sie aus privaten Gründen in die Pfalz, beruflich wechselte sie ins südwestpfälzische Dahn, wo sie in einer Unterkunft für deutschstämmige Aussiedler im Sozialdienst beschäftigt war. Gleichzeitig baute sie den mobilen sozialen Dienst im nicht weit entfernten Hauenstein auf. Dann leitete sie die Koordinierungsstelle der Sozialstation Dahn, ehe sie im Mai 1998 die Leitung im Caritas-Zentrum Neustadt übernahm.
Hundemer hob einige Punkte hervor, die Wesselmann-Pauly in den knapp zwei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit in Neustadt nachhaltig gestaltete. „Sie haben darauf hingewirkt, die Caritas in der Pfarrgemeinde lebendig zu entwickeln. Dabei haben Sie Hervorragendes geleistet.“ Der Verbandsvorsitzende lobte ihren Einsatz im problematischen Stadtteil Neustadt-Ost, wo eine Spiel- und Lernstube entstand, in der Kinder und Jugendliche gefördert werden und die als Begegnungsstätte dient. „Ein bis heute unersetzbares Angebot“ ist laut Hundemer die Einrichtung der Schuldnerberatung in Bad Dürkheim und nicht zuletzt das ambulante Hospiz- und Palliativzentrum, das von Caritasverband und den Marienhaus-Kliniken getragen wird. Weiterhin habe Wesselmann-Pauly „in erheblichem Maße an der Konzeption für das Sozialkaufhaus mitgearbeitet“. Sie habe die Vernetzung mit anderen Anbietern im sozialen Bereich vorangetrieben und aktiv die Entwicklung innerhalb der Caritas gestaltet.
Sichtlich bewegt sprach Gabriele Wesselmann-Pauly von ihrem langen Abschied und ging auf ihre schwere Erkrankung ein, die sie im Sommer 2015 zur beruflichen Auszeit zwang. Damals habe sie noch nicht geahnt, dass sie nicht mehr hier im alten Schwesternhaus arbeiten werde. Das Loslassen vom Caritas-Zentrum verglich sie mit der Situation von Müttern, die ihre Kinder gehen lassen müssen. Sie dankte ihrer Nachfolgerin Annette Martin, dass sie sofort die Zentrumsleitung übernommen habe. „Dass meine frühere, von mir sehr geschätzte, Mitarbeiterin in die Lücke sprang, hat mich unheimlich beruhigt und sehr entlastet“, sagte Gabriele Wesselmann-Pauly. Annette Martin hatte die Leitung zunächst kommissarisch und im September 2016 offiziell übernommen. „Das Caritas-Zentrum Neustadt ist bei Ihnen in guten Händen“, sagte die ehemalige zur neuen Leiterin.
Gabriele Wesselmann-Pauly bedankte sich bei ihren Mitarbeitern für die Unterstützung, die Caritas zu einer modernen, sozialen Einrichtung entwickelt zu haben. Vielen Netzwerkpartnern und Wegbegleitern sprach sie persönlich ihren Dank für intensive Gespräche und gemeinsam verwirklichte Projekte aus. „Ich werde Ihnen in Zukunft mit meinem Herzen verbunden sein“, schloss sie ihre Ansprache, auf die ein langanhaltender Beifall folgte.
Auch Annette Martin bedankte sich bei ihrer Vorgängerin. „Ich habe ein sehr gut strukturiertes Zentrum vorgefunden“, blickte sie zurück und stellte fest: „Wir haben hier die richtigen Mitarbeiter.“ Mitarbeiter wie auch das Netzwerk hätten ihr den Einstieg leichtgemacht. Vor ihrem Wechsel nach Neustadt war die Sozialpädagogin und zweifache Mutter in der Gemeindecaritas Pirmasens tätig. An Mitarbeiter und der Vertreter des Caritasverbandes Speyer gewandt sagte sie: „Ich freue mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wir werden erfolgreich sein, wenn wir konstruktiv streiten.“
Stellvertretend für alle Zentrumsmitarbeiter traten Susanne Kaiser-Zech und Gisela Walz-Oswald nach vorne, um ihre ehemalige Chefin zu charakterisieren. Beim humorvollen Zusammentragen der Eigenschaften wurden beide von allen Anwesenden unterstützt. Energisch, echt, einzigartig, loyal, mutig, wirkmächtig, neugierig, stark, solidarisch oder streitbar sind davon nur einige Kennzeichen. Als besondere Überraschung hatte Annette Martin Fotos aus vergangenen Caritas-Jahren zusammengestellt, die einen weiteren Einblick in Gabriele Wesselmann-Paulys Wirken gaben.
Text und Foto: Caritasverband für die Diözese Speyer / Yvette Wagner